19 Dezember 2006
Tokyo-Tour
Letzte Woche haben wir ja eine Tagestour nach Tokyo gemacht, um uns endlich ordnungsgemäß bei der Botschaft anzumelden. Falls mal was ist und man einen neuen Paß braucht oder irgendwas sonst, sind die dort nun direkt für uns zuständig.
Eine Tagestour ist bei je 500 km hin und zurück eigentlich absurd, aber irgendwie ging's zeitlich nicht anders, und dieser wundervolle, schnelle, bequeme, stets pünktliche Shinkansen (siehe auch am Ende dieses Posts), der ja praktischerweise direkt in Kitakami hält, macht's möglich. Und wir mußten noch nicht mal besonders früh aufstehen: Kurz nach acht fuhren wir los, um halb elf (zweieinhalb Stunden für 500 km!!!) waren wir auf die Minute pünktlich in Tokyo. Wie macht JR das? Warum schaffen andere Eisenbahnunternehmen das nicht? Immer wieder die gleichen Fragen.
Hier einige Eindrücke von unterwegs:
Schön sind die japanischen Städte ja allesamt nicht. Und sie sehen wirklich alle so aus. In der Nähe von Tokyo ist dann gar kein Freiraum mehr zwischen der einen und der nächsten.
Was es mit der Blumenlok auf sich hat, weiß ich nicht - vielleicht ein kleiner Gruß an die Vorbeifahrenden?
In Tokyo ging es dann in einer knappen halben Stunde zur Botschaft. Obwohl diese Stadt so dermaßen riesig ist, kommt man doch dank des guten U-Bahnnetzes bequem überall hin. In der Botschaft erwartete uns schon Frau Terai (unsere Freundin aus Kitakami), die in diesen Tagen auch in Tokyo zu tun hatte und mit der wir uns zum Mittagessen verabredet hatten. Sie war früher frei als geplant und kam deshalb direkt in die Botschaft. Aber erst mußten wir die Anmeldung bewältigen, ein paar lange Formulare zum Ausfüllen, einen Eintrag in den Paß, jetzt wohnen wir endlich offiziell in "Kitakami, Japan". Der sehr freundliche und aufmerksame Konsularbeamte machte uns dann noch darauf aufmerksam, daß Jakobs Kinderausweis nicht mehr gilt, da die zum Stempeln vorgesehene Fläche voll ist. Er konnte uns aber keinen neuen machen, da dieser Kinderersatzpaß wohl seit einem Jahr nicht mehr ausgestellt wird. Deshalb sollte es dann ein neuer Euroreisepaß sein - wozu man aber ein biometrietaugliches Paßbild braucht, welches u.a. folgende Merkmale aufweist:
01. Bildgroße 35 x 45 mm
02. Gesichtshöhe 32 - 36 mm vom Kinn bis zum Haaransatz
03. Kopfhaltung gerade
04. Frontalaufnahme
05. Gesichtsausdruck neutral
06. Lippen geschlossen
07. Augen offen und deutlich sichtbar
Hatten wir gerade keines dabei, aber in der Nähe gab es einen kleinen Fotoladen, der auch Paßbilder machte. War nur die Frage, ob Jakob da mitmacht - Gesichtsausdruck neutral, Kopfhaltung gerade???
Wir also los, obwohl der Konsulardienst eine halbe Stunde später zumachen sollte, wurde uns versprochen, man würde auf uns warten, sehr nett. Den Laden zu finden, war kein Problem, Jakob auf dem Stühlchen zu platzieren, schon eher; er wollte da eigentlich nicht lange alleine sitzen bleiben und schon gar nicht neutral schauen. Nach etlichen Anläufen (ein Lob der Digitalfotografie!) war dann doch ein taugliches im Kasten, und in den zehn Minuten des Wartens auf das fertige Bild gingen wir schnell in den Supermarkt gegenüber, der ein überwiegend europäisches Warensortiment aufwies - da konnte ich noch schnell kaufen, was an Backzutaten in Kitakami nicht aufzutreiben gewesen war. Zurück im Laden zeigte sich, daß das ausgewählte Bild doch nicht tauglich gewesen war - ein Ohr war nur halb drauf, das Gesicht nicht gerade genug ausgerichtet gewesen. Beim erneuten Anlauf war Jakob jetzt eindeutig nicht mehr gewillt mitzumachen, heulte, zappelte, schaute überall hin, nur nicht in die Kamera, kurz, der Paßantrag drohte zu scheitern. Der Fotograf hatte dann die Idee, ich solle die Kamera nehmen - und erstaunlicherweise hielt Jakob dann halbwegs still und hörte auf zu weinen. Ein schönes Bild entstand dabei nicht, Jakob sieht aus wie auf einer Werbung für die Aktion Sorgenkind oder die SOS-Kinderdörfer. Aber Hauptsache biometrietauglich.
Wir kamen lange nach Büroschluß um zwölf in die Botschaft zurück, aber das war wirklich kein Problem; sie sind da wirklich sehr freundlich und hilfsbereit, vor allem, wenn man von so weit weg anreist. In ein paar Minuten waren wir dann fertig, der Paß wird uns zum Glück zugeschickt, wenn er fertig ist.
Beim Verlassen der Botschaft hatte ich dann noch ein kleines Nostalgie-Erlebnis: Auf einem der im Hof geparkten Diplomatenautos klebte dieser Aufkleber! Kleine Welt! (für nicht-informierte Leser: Ich komme aus diesem entzückenden kleinen Städtchen am Bodensee).
Fürs Mittagessen fanden wir dann ein nettes Restaurant mit einer originellen japano-asiatischen Küche, vor dem wir prompt den Botschaftsangestellten trafen, der uns vorher beraten hatte. Danach machten wir mit Frau Terai noch einen Spaziergang durch den Park nebenan, weil wirklich prächtiges Herbstwetter war. Die Bäume waren zum Teil noch sehr schön rot und gelb, keine Spur von Weihnachten. Einen netten Spielplatz fanden wir dann auch, wo Jakob erstaunt feststellte, daß fast alle anderen Kinder aussahen wie er (die Botschaft liegt in einem ausgesprochenen Ausländerviertel). Als dann die in der Wettervorhersage angekündigten ersten Tropfen fielen, fuhren wir zurück in Richtung Bahnhof, wo wir mit dem inzwischen eingeschlafenen Jakob im Buggy noch ein wenig umherschoben, bis wir das in ca. 5 Gehminuten vom Bahnhof gelegene Tokyo International Forum erreichten, ein riesiger und sehr moderner - wie auch anders im Herzen Tokyos! - Veranstaltungs- und Ausstellungskomplex. Er beherbergt unter anderem das (unspektakuläre) "Reis- und Lebensmittelmuseum", in dem wir zum Dank für die Teilnahme einer Umfrage zur Popularität einer lokalen Reissorte dieses unsägliche Maskottchen bekamen. Es heißt übersetzt "Reisschüssel" (steht auf dem Etikett) und soll tatsächlich eine solche darstellen. Da ein japanisches Maskottchen aber vor allem niedlich (kawaiiii!) sein muß und eine Reisschale nun erst mal nichts Niedliches hat, wurde sie als Hündchen verkleidet. Falls jemand dieses Ding haben möchte, bitte melden!
Auf dem Rückweg stießen wir noch auf zwei sehr schöne, sehr original französische Bistrots ("Aux Amis" und "Viron", falls jemand mal hinkommt!), in eines kehrten wir ein. Thomas war dann sehr angetan vom letzten Schrei auf dem Getränkeautomatenmarkt: Automaten, die aktuelle Nachrichten und Börsennachrichten anzeigen (hier gerade eine Nachricht mit 10 Toten). Ich fand diese sehr aufwendige Baustellenbeleuchtung, die sich über zwei lange Straßenzüge hinzog, sehr schön.
Um halb sechs fuhr dann unser Zug (wir hatten also fast einen ganzen Tag in Tokyo gehabt, trotz der 500 km Entfernung), um halb neun waren wir zurück in Kitakami.
Hier noch ein paar Bahnhofseindrücke:
Die Damen in rosa haben sich jede genau an den Türen des nächsten einlaufenden Zuges postiert, um den aussteigenden Fahrgästen mit einem "Vielen Dank!" eventuellen Müll abzunehmen (obwohl es sowohl im Zug wie auch auf den Bahnsteigen Mülleimer gibt) und sodann das Zuginnere nach einem minutengenauen Zeitplan für die nächste Abfahrt bereitmachen. Dazu gehört auch, daß sie alle Sitze in die neue Fahrtrichtung ausrichten. D.h., man muß hier nie mit dem Rücken voran fahren. Hier ist man als Kunde wirklich König.
Eine Tagestour ist bei je 500 km hin und zurück eigentlich absurd, aber irgendwie ging's zeitlich nicht anders, und dieser wundervolle, schnelle, bequeme, stets pünktliche Shinkansen (siehe auch am Ende dieses Posts), der ja praktischerweise direkt in Kitakami hält, macht's möglich. Und wir mußten noch nicht mal besonders früh aufstehen: Kurz nach acht fuhren wir los, um halb elf (zweieinhalb Stunden für 500 km!!!) waren wir auf die Minute pünktlich in Tokyo. Wie macht JR das? Warum schaffen andere Eisenbahnunternehmen das nicht? Immer wieder die gleichen Fragen.
Hier einige Eindrücke von unterwegs:
Schön sind die japanischen Städte ja allesamt nicht. Und sie sehen wirklich alle so aus. In der Nähe von Tokyo ist dann gar kein Freiraum mehr zwischen der einen und der nächsten.
Was es mit der Blumenlok auf sich hat, weiß ich nicht - vielleicht ein kleiner Gruß an die Vorbeifahrenden?
In Tokyo ging es dann in einer knappen halben Stunde zur Botschaft. Obwohl diese Stadt so dermaßen riesig ist, kommt man doch dank des guten U-Bahnnetzes bequem überall hin. In der Botschaft erwartete uns schon Frau Terai (unsere Freundin aus Kitakami), die in diesen Tagen auch in Tokyo zu tun hatte und mit der wir uns zum Mittagessen verabredet hatten. Sie war früher frei als geplant und kam deshalb direkt in die Botschaft. Aber erst mußten wir die Anmeldung bewältigen, ein paar lange Formulare zum Ausfüllen, einen Eintrag in den Paß, jetzt wohnen wir endlich offiziell in "Kitakami, Japan". Der sehr freundliche und aufmerksame Konsularbeamte machte uns dann noch darauf aufmerksam, daß Jakobs Kinderausweis nicht mehr gilt, da die zum Stempeln vorgesehene Fläche voll ist. Er konnte uns aber keinen neuen machen, da dieser Kinderersatzpaß wohl seit einem Jahr nicht mehr ausgestellt wird. Deshalb sollte es dann ein neuer Euroreisepaß sein - wozu man aber ein biometrietaugliches Paßbild braucht, welches u.a. folgende Merkmale aufweist:
01. Bildgroße 35 x 45 mm
02. Gesichtshöhe 32 - 36 mm vom Kinn bis zum Haaransatz
03. Kopfhaltung gerade
04. Frontalaufnahme
05. Gesichtsausdruck neutral
06. Lippen geschlossen
07. Augen offen und deutlich sichtbar
Hatten wir gerade keines dabei, aber in der Nähe gab es einen kleinen Fotoladen, der auch Paßbilder machte. War nur die Frage, ob Jakob da mitmacht - Gesichtsausdruck neutral, Kopfhaltung gerade???
Wir also los, obwohl der Konsulardienst eine halbe Stunde später zumachen sollte, wurde uns versprochen, man würde auf uns warten, sehr nett. Den Laden zu finden, war kein Problem, Jakob auf dem Stühlchen zu platzieren, schon eher; er wollte da eigentlich nicht lange alleine sitzen bleiben und schon gar nicht neutral schauen. Nach etlichen Anläufen (ein Lob der Digitalfotografie!) war dann doch ein taugliches im Kasten, und in den zehn Minuten des Wartens auf das fertige Bild gingen wir schnell in den Supermarkt gegenüber, der ein überwiegend europäisches Warensortiment aufwies - da konnte ich noch schnell kaufen, was an Backzutaten in Kitakami nicht aufzutreiben gewesen war. Zurück im Laden zeigte sich, daß das ausgewählte Bild doch nicht tauglich gewesen war - ein Ohr war nur halb drauf, das Gesicht nicht gerade genug ausgerichtet gewesen. Beim erneuten Anlauf war Jakob jetzt eindeutig nicht mehr gewillt mitzumachen, heulte, zappelte, schaute überall hin, nur nicht in die Kamera, kurz, der Paßantrag drohte zu scheitern. Der Fotograf hatte dann die Idee, ich solle die Kamera nehmen - und erstaunlicherweise hielt Jakob dann halbwegs still und hörte auf zu weinen. Ein schönes Bild entstand dabei nicht, Jakob sieht aus wie auf einer Werbung für die Aktion Sorgenkind oder die SOS-Kinderdörfer. Aber Hauptsache biometrietauglich.
Wir kamen lange nach Büroschluß um zwölf in die Botschaft zurück, aber das war wirklich kein Problem; sie sind da wirklich sehr freundlich und hilfsbereit, vor allem, wenn man von so weit weg anreist. In ein paar Minuten waren wir dann fertig, der Paß wird uns zum Glück zugeschickt, wenn er fertig ist.
Beim Verlassen der Botschaft hatte ich dann noch ein kleines Nostalgie-Erlebnis: Auf einem der im Hof geparkten Diplomatenautos klebte dieser Aufkleber! Kleine Welt! (für nicht-informierte Leser: Ich komme aus diesem entzückenden kleinen Städtchen am Bodensee).
Fürs Mittagessen fanden wir dann ein nettes Restaurant mit einer originellen japano-asiatischen Küche, vor dem wir prompt den Botschaftsangestellten trafen, der uns vorher beraten hatte. Danach machten wir mit Frau Terai noch einen Spaziergang durch den Park nebenan, weil wirklich prächtiges Herbstwetter war. Die Bäume waren zum Teil noch sehr schön rot und gelb, keine Spur von Weihnachten. Einen netten Spielplatz fanden wir dann auch, wo Jakob erstaunt feststellte, daß fast alle anderen Kinder aussahen wie er (die Botschaft liegt in einem ausgesprochenen Ausländerviertel). Als dann die in der Wettervorhersage angekündigten ersten Tropfen fielen, fuhren wir zurück in Richtung Bahnhof, wo wir mit dem inzwischen eingeschlafenen Jakob im Buggy noch ein wenig umherschoben, bis wir das in ca. 5 Gehminuten vom Bahnhof gelegene Tokyo International Forum erreichten, ein riesiger und sehr moderner - wie auch anders im Herzen Tokyos! - Veranstaltungs- und Ausstellungskomplex. Er beherbergt unter anderem das (unspektakuläre) "Reis- und Lebensmittelmuseum", in dem wir zum Dank für die Teilnahme einer Umfrage zur Popularität einer lokalen Reissorte dieses unsägliche Maskottchen bekamen. Es heißt übersetzt "Reisschüssel" (steht auf dem Etikett) und soll tatsächlich eine solche darstellen. Da ein japanisches Maskottchen aber vor allem niedlich (kawaiiii!) sein muß und eine Reisschale nun erst mal nichts Niedliches hat, wurde sie als Hündchen verkleidet. Falls jemand dieses Ding haben möchte, bitte melden!
Auf dem Rückweg stießen wir noch auf zwei sehr schöne, sehr original französische Bistrots ("Aux Amis" und "Viron", falls jemand mal hinkommt!), in eines kehrten wir ein. Thomas war dann sehr angetan vom letzten Schrei auf dem Getränkeautomatenmarkt: Automaten, die aktuelle Nachrichten und Börsennachrichten anzeigen (hier gerade eine Nachricht mit 10 Toten). Ich fand diese sehr aufwendige Baustellenbeleuchtung, die sich über zwei lange Straßenzüge hinzog, sehr schön.
Um halb sechs fuhr dann unser Zug (wir hatten also fast einen ganzen Tag in Tokyo gehabt, trotz der 500 km Entfernung), um halb neun waren wir zurück in Kitakami.
Hier noch ein paar Bahnhofseindrücke:
Jakob liebt den Shinkansen natürlich auch.
Die Damen in rosa haben sich jede genau an den Türen des nächsten einlaufenden Zuges postiert, um den aussteigenden Fahrgästen mit einem "Vielen Dank!" eventuellen Müll abzunehmen (obwohl es sowohl im Zug wie auch auf den Bahnsteigen Mülleimer gibt) und sodann das Zuginnere nach einem minutengenauen Zeitplan für die nächste Abfahrt bereitmachen. Dazu gehört auch, daß sie alle Sitze in die neue Fahrtrichtung ausrichten. D.h., man muß hier nie mit dem Rücken voran fahren. Hier ist man als Kunde wirklich König.
Comments:
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Meine halbschwäbische Abstammung verbietet mir leider, Dinge wegzuwerfen, die nicht völlig kaputt und unbrauchbar sind! Und unbrauchbar ist das Ding ja schon, aber völlig neu!
Hm, das Ding scheint ja ziemlich klein zu sein, aber wenn Du das Kettchen entfernst, kannst Du mit dem Kopf vielleicht irgendwas putzen. Irgendwas total verdrecktes. Dann ist es nicht mehr völlig neu, endgültig unbrauchbar gemacht und kann weggeworfen werden.
Ich komme aus Ostwestfalen. Wir sind zwar etwas seltsame Leute, aber praktisch veranlagt. ;-)
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Ich komme aus Ostwestfalen. Wir sind zwar etwas seltsame Leute, aber praktisch veranlagt. ;-)
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