05 Dezember 2006

 

Sendai sehen

Am Wochenende waren wir in Sendai, 150 km südlich von Kitakami, das mit ca. einer Million Einwohnern zu den 13 größten Städten Japans gehört (zum Vergleich: Tokyo hat 8 Millionen, ohne Umland). Die Stadt hat ein angenehmes Klima, im Winter viel milder als unseres, da sie direkt am Meer liegt, und immer Sommer nicht ganz so heiß und schwül wie die südlicheren Regionen. Viele Japaner halten Sendai für den Ort mit der höchsten Lebensqualität Japans.
Wir waren aber nicht wegen des angenehmen Klimas dort, sondern weil ich am JLPT (Japanese Language Proficiency Test) teilnehmen wollte, einem standardisierten Sprachtest, der weltweit stets am ersten Sonntag im Dezember durchgeführt wird, in Japan in zwanzig Städten, darunter eben Sendai für unsere Region.
Ich hatte mich für das unterste Level (von vier) angemeldet. Es war nicht sehr schwer, ich denke mal, daß ich bestanden habe. Kurios war der ganze Ablauf, von der Vorinformation (zu der man eine spezielle Broschüre erwerben muß, in der dann das offizielle Anmeldeformular ist) und Anmeldung ab ist alles minutiös und genau durchorganisiert. Ute hat das alles hier sehr schön beschrieben, und da der Test in Sendai ganz genauso ablief, bin ich heute mal faul und verweise nur auf ihren Bericht.
Gewohnt haben wir in einem schönen großen (und warmen!) Tatami-Zimmer der überaus gemütlichen, preisgünstigen, freundlich geführten und praktisch gelegenen Sendai Pension, die ich jedem Sendai-Reisenden nur ans Herz legen kann. Kurioserweise ist innen alles mit den verschiedensten Patchwork-Werken dekoriert, wußte gar nicht, daß das in Japan auch populär ist.
Da wir schon am Samstag nachmittag ankamen, blieb viel Zeit für entspanntes Kaffeetrinken (das ist immer das erste, was wir woanders machen, da die Café-Auswahl in Kitakami ja nicht so groß ist), Shoppen in der weihnachtlich blitzenden und blinkenden Innenstadt (zusammen mit einer Million anderen Leuten), Essengehen, Spazierengehen und ein wenig Sightseeing. Es ist recht bemerkenswert, wie die Stadt den Standort der schon vor mehreren hundert Jahren geschleiften Burg von Sendai zu einem bedeutenden Tourismus-Ziel gemacht hat, obwohl außer den Grundmauern wirklich nichts mehr steht. Aber die Aussicht ist schön, und es gibt ein Museum, mehrere Restaurants und einen Andenken-Shop, was hier eh' immer das wichtigeste ist.

Sehr schön ist an Sendai, daß die Innenstadt von breiten Alleen durchzogen ist, die an beiden Seiten und z.T. auch mittig von großen Bäumen, meist Gingkos, gesäumt sind. Die Gingkos sind jetzt alle prächtig gelb und setzen schöne Farbakzente in der Stadt.

Als wir am Sonntag abend nach Hause kamen, lagen hier 10 cm Schnee - zu meinem Leidwesen sind sie aber schon wieder weggetaut.

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