23 April 2007

 

Einmal China und zurück. Teil 1: Hin.

Puh, was für eine Woche, die da hinter mir liegt! Aber klasse war's schon.
Der Reihe nach:

Am letzten Montag war erstmal Christiane zu Besuch, eine Freundin aus Bayreuther Zeiten, die gleichzeitig mit mir eine Doktorarbeit ebenfalls in Ethnobotanik angefangen hat und nun für eine Waldforschungsorganisation in Brasilien arbeitet. Sie war auf dem Weg zu einem Treffen in Indonesien und konnte den Zwischenstop in Japan auf zwei Tage ausdehnen.

Da gab's dann am Montag natürlich das volle Programm auf einmal:
Einkaufen, Sushi essen, Tempel besichtigen, Onsen, und abends noch Karaoke.



Auch wenn es außerhalb Japans niemand glauben will: Karaoke macht Spaß! (Christiane glaubt es jetzt immerhin auch).

Während des Abends lief es mir mehrfach kalt den Rücken runter - aber nicht, weil alle so schön sangen, wie ich erst dachte, sondern als Vorläufer eines heftigen Schüttelfrostes, der sich dann später in der Nacht noch mit fast 40° Fieber zusammentat. Am Morgen waren's dann noch 39°, und ich konnte mir kaum vorstellen, aufzustehen, um auch nur auf die Toilette gehen, geschweige denn am nächsten Tag wie geplant auf den Kongreß nach China zu fahren.

Thomas mußte zur Arbeit, und die Christiane übernahm dann den ganzen Morgen gekonnt und mit Hingabe die Kinderbetreung, die Arme, statt noch ein bißchen von Japan zu sehen. Jakob war entzückt, er hatte sie vom ersten Moment an gemocht.

Um halb drei stieg sie dann leider in den Shinkansen zurück nach Tokyo, und ich hievte (huv?) mich endlich aus dem Bett, um zum Arzt zu gehen. Meine überaus liebe Japanischlehrerin hatte mir einen in der Nähe empfohlen, sich gleich erboten, mich hinzufahren und außerdem eine Tasche voll Essen mitgebracht, damit ich nicht vom Fleisch falle.

Das Wartezimmer war sehr gemütlich, mit einem halben Dutzend bequemer Ledersofas ausgestattet, nette Atmosphäre - wo ich doch schon gefürchtet hatte, schlimmstenfalls mal wieder im schrecklichen städtischen Krankenhaus zu landen.

Das Fieber war inzwischen auf 38,5 gesunken, der Arzt fand nichts außer Erkältung, der (nicht hundertprozentig sichere) Grippentest war negativ, immerhin; so bekam ich einen Haufen Medikamente und den Ratschlag, nicht nach China zu fahren, und durfte gehen. Yuka nahm dann noch Jakob mit auf einen Spaziergang, und ich ging wieder ins Bett. Und grübelte die nächsten Stunden, ob ich fliegen sollte oder nicht. Nachts um elf war das Fieber dann weg, obwohl ich noch nicht mal die Medizin genommen hatte - da suchte ich dann doch in aller Eile alle meine Unterlagen zusammen, packte am nächsten Morgen, immer noch fieberfrei, mein Köfferchen und stahl mich von meinen schlafenden Männern weg zum Bahnhof. Der schnelle Hayate (2,5 h) nach Tokyo war leider bis auf den letzten Platz besetzt von einer tausendköpfigen Oberschülergruppe auf Klassenfahrt nach Tokyo - da blieb nur der Verbindugsraum zwischen den Waggons (auf dem Ticket stand genau, in welchem Wagen ich zu stehen hatte). Wie die anderen Japaner auch habe ich mich dann auf den sehr sauberen (Japan halt!) Boden gesetzt, auch in einem sehr schnellen Zug sind zweieinhalb Stunden Stehen sehr lang. Der Narita-Expreß brauchte dann noch eine Stunde bis zum Flughafen. Und da wäre ich dann fast wieder umgekehrt - denn ich rief zuhause an, und hatte einen ratlosen Thomas an der Strippe, mit einem im Hintergrund laut weinenden Jakob ("Maamaa bitte!"). So heulte er wohl schon fast die ganze Zeit. O je. Aber ich hatte schon eingecheckt. Und überhaupt - sie werden's beide überleben und müssen da halt mal durch.

Vom Flug nach Peking weiß ich nichts mehr - außer meinem Entsetzen angesichts der während des Fluges ausgegebenen Einreiseinformationen:
Angesichts von SARS und Vogelgrippe hat China nämlich bei der Einreise nämlich auch einen Gesundheits-Check vorgesehen, man muß dazu einen Zettel ausfüllen (welche der folgenden Symptome haben Sie: Fieber, Kopfschmerz, Husten, Halsschmerzen, Schnupfen, Gliederschmerzen, Unwohlsein, etc. Tja, da hätte ich ja nun für den vorigen Tag fast alles ankreuzen können - aber wundersamerweise war ich ja momentan wieder frei davon (die Option anzugeben, was in den letzten zwei Wochen vor der Einreise war, übersah ich gefliessentlich). Nicht zu übersehen war jedoch ein großes leeres Feld unten auf dem Zettel, mit °C daneben - gab es etwa ein Zwangsfiebermessen bei der Paßkontrolle?

Unnötig zu sagen, daß ich mich bei den Einreisekontrollen bemühte, nicht glasig dreinzuschauen, sondern sehr wach und gesund. Was den beiden schwatzenden Chinesinnen, die den Gesundheitszettel entgegennahmen und ohne den geringsten Blick darufzuwerfen auf einen großen Stapel legten, ohnehin völlig wurscht war.

Puh, geschafft, nun war ich schon mal drinnen. Und konnte dann in dieses Flugzeug nach Wuhan steigen:

Und morgen dann der zweite Teil.





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