01 Januar 2007
Neujahr in Japan
So, am ersten Tag des Neuen Jahres (übrigens ist dieser Blog damit genau ein Jahr alt) bietet es sich an, ein wenig über die hiesigen diesbezüglichen Bräuche zu sprechen und davon gibt es jede Menge!
Es fängt an mit einem Großreinemachen, gleich unserem Frühjahrsputz, das in den meisten Haushalten in den letzten Dezemberwochen veranstaltet wird, um das Haus von den Überresten des alten Jahres zu reinigen. Wir haben am 31. nachmittags noch eine Frau gesehen, die sogar ihre Fenster ausgehängt hatte und mit einem Wasserschlauch abspritzte.
Das Neujahrsfest ist (zusammen mit dem Obonfest im August) in Japan das wichtigste Fest im Jahresverlauf. Und es fängt wirklich erst in der Neujahrsnacht an; der Sylvesterabend wird eher in besinnlicher Erwartung verbracht, nicht mit einer Party gefeiert, und es werden spezielle lange Buchweizennudeln gegessen, die ein langes Leben versinnbildlichen). Kurz vor Mitternacht beginnen dann die großen Glocken der buddhistischen Tempel, das alte Jahr mit 108 Glockenschlägen auszuläuten (108 für die 108 Leidenschaften, die die Menschen bis zur Erleuchtung überwinden müssen), und ab Mitternacht strömt das Volk zu den festlich erleuchteten Tempeln und Schreinen, um zu beten und den Göttern die Wünsche für das Neue Jahr vorzutragen. Es bilden sich schier endlose Schlangen, in denen man vor allem in großen, berühmten Tempeln mehrere Stunden warten muß, bis man zu den Glocken vorgedrungen ist, die man kurz läutet, um die Aufmerksamkeit der Götter zu erhalten, bevor man betet. Viele Leute haben auch allerhand Opfergaben dabei (die man in den Tagen zuvor überall kaufen kann). Nach dem Beten kauft man Glücksbringer und Weissagungslose für das Neue Jahr; letztere behält man, wenn die Weissagung positiv ist; die Zettel mit den unliebsamen Prophezeiungen bindet man an dafür vorgesehene Gestelle am Tempel und wird sie dadurch los.
Wir waren kurz nach Mitternacht auch an dem unserem Viertel am nächsten gelegenen Schrein. Es sah wunderschön aus, wie sich die Lampions den kleinen bewaldeten Hügel hinaufzogen, auf dessen Gipfel der Schrein liegt. Ringsum war stille Nacht - denn angenehmerweise wird hier überhaupt nicht geböllert.
Den Neujahrstag begannen wir dann, obwohl man hier ja eigentlich abends badet, mit einem wunderbar wärmenden Bad (man erinnere sich, unser Haus ist morgens immer eisig!), in dem wir die Reste des alten Jahres von uns abwuschen. Auf dem Bild rechts führt Jakob gerade die rituellen Neuhjahrsreinigungzeremonien durch.
Natürlich habe ich auch den hier üblichen Neujahrsschmuck besorgt, den ich wirklich sehr schön finde:
Shimekazari, ein Arrangement aus einem Reisstrohseil, Kiefernnadeln und roten und weißen Papierstreifen, hängt man an den Hauseingang und verwehrt so allen Geistern und Teufeln den Eintritt, ein Haus mit shimekazari gilt als rein. Die (hier künstliche) Bitterorange symbolisiert anhaltende Gesundheit in der Familie.
Neben der Haustür oder im Eingang stellt man kadomatsu auf, ein Gebinde aus Bambus, Reisstroh, Kiefernzweigen und einem Pflaumenzweig, manchmal fast mannshoch. Es soll den Gott des Neuen Jahres einladen und die Geister der Ahnen willkommen heißen, und man erhofft sich davon ein langes beständiges Leben und Wohlstand.
Außerdem habe ich Neujahrsmochi gekauft, feste Klöße aus gestampftem Klebreis, die man jetzt ißt. Das Tierchen obendrauf ist ein kleines Wildschwein, 2007 ist nämlich (nach dem auch in Japan angewandten chinesischen Kalender) das Jahr des Wildschweins.
Im Laufe des Tages waren wir dann nochmal am Schrein, um das Ganze bei Tageslicht zu sehen. Es war wieder viel los - man muß nämlich nicht in der Neujahrsnacht gehen, sondern irgendwann in den ersten drei Tagen des Neuen Jahres.
Zuhause erwartete uns dann ein (sehr kleiner) Stapel Neujahresgrußkarten. Die sind hier von großer Bedeutung, unzählige Aushilfspostboten helfen beim Austragen der Postkartenstapel, die hier jeder bekommt. Es ist keine Seltenheit, daß eine Familie ihre (meist persönlich gestaltete, Kataloge mit diesbezüglichen Angeboten gibt es ab November) Karte 100-,150-oder gar 200mal verschickt, praktisch an alle Leute, die sie kennt. Entsprechend viele bekommt man auch, und es ist eines der Hauptvergnügen am Neujahrstag, diese ausgiebig zu begutachten - und eventuell zu überprüfen, wer einem eine Karte geschickt hat, den man selbst vergessen hat und dies noch schnell gutzumachen - das Hauptpostamt hat zu diesem Zweck einen Schalter geöffnet! Wir hatten nur recht wenige verschickt und bekamen auch nur so um die zehn - von uns Ausländern erwartet man in dieser Hinsicht wohl auch nicht so viel.
Am späten Nachmittag waren wir dann bei Terais eingeladen, um die traditionellen Neujahrsgerichte, osechi ryori genannt, zu essen. Dabei handelt es sich um allerhand kalte, zum Teil eingelegte Leckereien: Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse, süße Bohnen, gefüllte Algenröllchen etc., außerdem eine Suppe mit Mochi, Reiskuchen. Das schon tags zuvor vorbereitete Essen wird in einem schönen mehrstöckigen Lackgeschirr serviert und soll den Hausfrauen in den drei ersten Tagen des neuen Jahres eine Kochpause verschaffen. Jakob mochte die Sachen zwar nicht so wie wir, war aber trotzdem im siebten HImmel, denn er durfte unter Frau Terais Anleitung mit echtem heißen Wasser, echten Teeblättern und echtem Teegeschirr Tee bereiten und servieren. Und kein Tropfen ging daneben - wenn das kein guter Jahresanfang ist.
Es fängt an mit einem Großreinemachen, gleich unserem Frühjahrsputz, das in den meisten Haushalten in den letzten Dezemberwochen veranstaltet wird, um das Haus von den Überresten des alten Jahres zu reinigen. Wir haben am 31. nachmittags noch eine Frau gesehen, die sogar ihre Fenster ausgehängt hatte und mit einem Wasserschlauch abspritzte.
Das Neujahrsfest ist (zusammen mit dem Obonfest im August) in Japan das wichtigste Fest im Jahresverlauf. Und es fängt wirklich erst in der Neujahrsnacht an; der Sylvesterabend wird eher in besinnlicher Erwartung verbracht, nicht mit einer Party gefeiert, und es werden spezielle lange Buchweizennudeln gegessen, die ein langes Leben versinnbildlichen). Kurz vor Mitternacht beginnen dann die großen Glocken der buddhistischen Tempel, das alte Jahr mit 108 Glockenschlägen auszuläuten (108 für die 108 Leidenschaften, die die Menschen bis zur Erleuchtung überwinden müssen), und ab Mitternacht strömt das Volk zu den festlich erleuchteten Tempeln und Schreinen, um zu beten und den Göttern die Wünsche für das Neue Jahr vorzutragen. Es bilden sich schier endlose Schlangen, in denen man vor allem in großen, berühmten Tempeln mehrere Stunden warten muß, bis man zu den Glocken vorgedrungen ist, die man kurz läutet, um die Aufmerksamkeit der Götter zu erhalten, bevor man betet. Viele Leute haben auch allerhand Opfergaben dabei (die man in den Tagen zuvor überall kaufen kann). Nach dem Beten kauft man Glücksbringer und Weissagungslose für das Neue Jahr; letztere behält man, wenn die Weissagung positiv ist; die Zettel mit den unliebsamen Prophezeiungen bindet man an dafür vorgesehene Gestelle am Tempel und wird sie dadurch los.
Wir waren kurz nach Mitternacht auch an dem unserem Viertel am nächsten gelegenen Schrein. Es sah wunderschön aus, wie sich die Lampions den kleinen bewaldeten Hügel hinaufzogen, auf dessen Gipfel der Schrein liegt. Ringsum war stille Nacht - denn angenehmerweise wird hier überhaupt nicht geböllert.
Den Neujahrstag begannen wir dann, obwohl man hier ja eigentlich abends badet, mit einem wunderbar wärmenden Bad (man erinnere sich, unser Haus ist morgens immer eisig!), in dem wir die Reste des alten Jahres von uns abwuschen. Auf dem Bild rechts führt Jakob gerade die rituellen Neuhjahrsreinigungzeremonien durch.
Natürlich habe ich auch den hier üblichen Neujahrsschmuck besorgt, den ich wirklich sehr schön finde:
Shimekazari, ein Arrangement aus einem Reisstrohseil, Kiefernnadeln und roten und weißen Papierstreifen, hängt man an den Hauseingang und verwehrt so allen Geistern und Teufeln den Eintritt, ein Haus mit shimekazari gilt als rein. Die (hier künstliche) Bitterorange symbolisiert anhaltende Gesundheit in der Familie.
Neben der Haustür oder im Eingang stellt man kadomatsu auf, ein Gebinde aus Bambus, Reisstroh, Kiefernzweigen und einem Pflaumenzweig, manchmal fast mannshoch. Es soll den Gott des Neuen Jahres einladen und die Geister der Ahnen willkommen heißen, und man erhofft sich davon ein langes beständiges Leben und Wohlstand.
Außerdem habe ich Neujahrsmochi gekauft, feste Klöße aus gestampftem Klebreis, die man jetzt ißt. Das Tierchen obendrauf ist ein kleines Wildschwein, 2007 ist nämlich (nach dem auch in Japan angewandten chinesischen Kalender) das Jahr des Wildschweins.
Im Laufe des Tages waren wir dann nochmal am Schrein, um das Ganze bei Tageslicht zu sehen. Es war wieder viel los - man muß nämlich nicht in der Neujahrsnacht gehen, sondern irgendwann in den ersten drei Tagen des Neuen Jahres.
Zuhause erwartete uns dann ein (sehr kleiner) Stapel Neujahresgrußkarten. Die sind hier von großer Bedeutung, unzählige Aushilfspostboten helfen beim Austragen der Postkartenstapel, die hier jeder bekommt. Es ist keine Seltenheit, daß eine Familie ihre (meist persönlich gestaltete, Kataloge mit diesbezüglichen Angeboten gibt es ab November) Karte 100-,150-oder gar 200mal verschickt, praktisch an alle Leute, die sie kennt. Entsprechend viele bekommt man auch, und es ist eines der Hauptvergnügen am Neujahrstag, diese ausgiebig zu begutachten - und eventuell zu überprüfen, wer einem eine Karte geschickt hat, den man selbst vergessen hat und dies noch schnell gutzumachen - das Hauptpostamt hat zu diesem Zweck einen Schalter geöffnet! Wir hatten nur recht wenige verschickt und bekamen auch nur so um die zehn - von uns Ausländern erwartet man in dieser Hinsicht wohl auch nicht so viel.
Am späten Nachmittag waren wir dann bei Terais eingeladen, um die traditionellen Neujahrsgerichte, osechi ryori genannt, zu essen. Dabei handelt es sich um allerhand kalte, zum Teil eingelegte Leckereien: Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse, süße Bohnen, gefüllte Algenröllchen etc., außerdem eine Suppe mit Mochi, Reiskuchen. Das schon tags zuvor vorbereitete Essen wird in einem schönen mehrstöckigen Lackgeschirr serviert und soll den Hausfrauen in den drei ersten Tagen des neuen Jahres eine Kochpause verschaffen. Jakob mochte die Sachen zwar nicht so wie wir, war aber trotzdem im siebten HImmel, denn er durfte unter Frau Terais Anleitung mit echtem heißen Wasser, echten Teeblättern und echtem Teegeschirr Tee bereiten und servieren. Und kein Tropfen ging daneben - wenn das kein guter Jahresanfang ist.
Comments:
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Ich lese gerne Deine Berichte und wenn mal ein paar Tage nichts kommt, vermisse ich sie. Das tagtägliche Leben in Japan interessiert mich, besonders, wenn es von einer Freundin kommt.
Liebe Brigitte, danke!
Ich bemühe mich derzeit auch sehr, täglich etwas zu schreiben, hoffe, mir geht der Stoff nicht aus.
Einen herzlichen Gruße nach München,
Julia
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Ich bemühe mich derzeit auch sehr, täglich etwas zu schreiben, hoffe, mir geht der Stoff nicht aus.
Einen herzlichen Gruße nach München,
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