07 November 2006

 

Dejeuner in Esashi

Vor ein paar Wochen lernten wir, vor dem Boule de Neige bei Kaffee und Törtchen sitzend, eine sehr elegante Dame kennen, die uns auf Englisch ansprach und im Namen der Internationalen Vereins von Esashi, zu dem sie gehört, einlud, in dessen Kochwerkstatt einmal etwas Deutsches vorzukochen.
Da kann man ja nicht nein sagen, und so kam es, daß wir zwecks näheren Kennenlernens und Besprechung des zu kochenden Menüs am letzten Freitag, einem Feiertag (dem Tag der Kultur, um genau zu sein), zum "Dejeuner" bei ihrer Familie in Esashi eingeladen waren. Sie nannte es tatsächlich so, und es war dann auch in der Tat recht mediterran-französisch - vom begleitenden Rotwein ganz zu schweigen. Vielleicht sollte sie lieber selbst vorkochen, international genug war es allemal.
Auch das Haus war recht unjapanisch, mit eher europäischen Proportionen, gut schließenden Fenstern und dem Luxus einer Zentralheizung. Und zu meinem und Jakobs Entzücken wohnten auch zwei Hunde mit darin, das hatten wir in Japan bisher noch nirgends erlebt. Die wohnen hier ja sonst immer an einer Kette in einer Hütte vor der Tür.

Nach dem Essen ging Jakob mit dem Mann unserer Gastgeberin in den Garten, um dort im verwaisten Zwinger Hund zu spielen:

Wir kamen kurz drauf nach - und blieben vor Bewunderung sprachlos. Nicht nur, daß der Garten wunderschön war, nein, es gab auch ein echtes altes Teehaus - das sogar regelmäßig in Gebrauch ist, da eine Verwandte Teezeremonielehrerin ist. Schön, gell?


Danach bekamen wir noch ein paar schöne Ecken von Esashi gezeigt - erstaunlich, was dieses Städtchen zu bieten hat, so nah an Kitakami (ca. 10 km südlich), und wir haben nichts davon geahnt!
Im Zentrum ist ein ganzes Viertel alter Lager- und Handelshäuser erhalten, diese wurden durch eine Fußgängerzone in Wert gesetzt und die Umgebung freundlich daran angepaßt - ein Labsal für unsere Kitakami-geplagten Augen! Jede Menge traditionelle kleine Läden haben sich dort angesiedelt, so wie man's gern hat, liebevoll eingerichtet, mit persönlicher Atmosphäre, die zum Teil erlesene Waren verkaufen, gelegentlich findet man ein Café oder Restaurant.

In diesem Spirituosenladen blieben wir z.B. eine Weile hängen.


Ebenso hier, wo eine spezielle Art von Keksen einzeln von Hand in einer Eisenform über der Glut gebacken wird.


Und so sieht das Viertel aus.



Ein angenehmer Nachmittag.

PS: Hat jemand eine gute Idee für einen halbwegs typisch deutschen, leicht zuzubereitenden, zum Dezember passenden Nachtisch für diese Kochaktion?

Comments:
Als erstes ist mir "Kartoffelsalat" eingefallen. Das war, bevor ich das entscheidende Wort "Nachtisch" las. :-)
 
Ich hab ein tolles Rezept für ein Mouse mit Aachener Printen - aber die wirst Du in Japan wohl kaum bekommen... Wie sieht es mit Eierlikör aus? Für Windbeutel mit Eierlikörfüllung? Mascarpone, Quark und Löffelbiskuits für ein Tiramisu? Zartbitterschokolade für eine Mousse au chocolat? Nicht unbedingt alles typisch deutsch, muss ich ja zugeben :)
Ansonsten such doch mal bei chefkoch.de
 
Wie wäre es mit "Roter Grütze". Ist eigentlich eher norddeutsch und dänisch, aber deswegen wahrscheinlich eher unbekannt in Japan.
 
Zimtparfait :-) Zimt gibt es sicher und Sahne etc. wohl auch hehe...
 
Oder aber Bayerische Creme. Wackelpudding wäre auch recht typisch. Aachener Printen könnte man von hier aus verschicken, wo doch auch gerade Weihnachten ist und so...

Ansonsten einfach mal bei de.rec.mampf schauen.
 
Danke für all die Vorschläge! Klingt alles lecker; das Problem ist nur, daß es hier entweder an den Zutaten mangelt, oder aber die Zubereitung zu lange dauert - es muß in den zwei Stunden der cooking lecture machbar sein, incl. eventueller Gefrierzeit, wobei ich eben nicht alleine vorkoche, dann ließe es sich ja teilweise vorbereiten, sondern zwanzig Leute alles parallel mitkochen. Aber mir fällt schon noch was ein!
 
Hi Julia, bei Tim Mälzer "Schmeckt nicht, gibt's nicht!" findest Du bestimmt was.
http://www.vox.de/27474_rezeptsuche.php

Viel Erfolg,
Gregor
 
Liebe Julia,

was hälst Du von Flan in kleinen Schüsselchen im Ofen überbacken mit leicht angebräunter oberer Kurste und dazu in einer Pfanne Karamelsirup herstellen (Zucker vorsichtig anbräunen, viel rühren Holz- oder Metallkochlöffel, dann wenig kochendes Wasser draufgießen, das zischt mächtig, dann weiter rühren und die Mischung so hinkriegen, daß ein flüssiger, dunkler Sirup draus wird; evtl. noch nachsüßen wenn zu bitter (s.o.). Erkalten lassen und in ein kleines Kännchen füllen.) Wird über den Flan portionsweise gegossen. Der Flan soll im Ofen stichfest werden. Erinnert an Creme brulee. Sehr lecker.
Flan selber: In irgend einem Verhältnis (?) Milch und ganze Eier, Zucker und eine Prisen Salz und ein paar Körnchen Zitronensäure mixen (nicht aufschäumen); Fertig dann in Schüsselchen 3/4 vollfüllen und ab damit in den Ofen (ca. 30 Min ?). Lecker !
Alles Gute: Pedro
 
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