30 Oktober 2006

 

Neue Erfahrungen (2)

Ich habe mich also die kommenden zwei Wochen in - manchmal etwas schwangerschaftsmatter - Zufriedenheit gewiegt, in diese Zeit fiel ja auch der Besuch meines Vaters, die Zeit verging schnell.
Als der nächste Termin näherrückte, bin ich angesichts des beim Gedanken an dieses Krankenhaus aufsteigenden Unbehagens aufgrund der Empfehlung einer Bekannten aber doch in eine andere Klinik gegangen - und zwar die der angeblich so strengen Ärztin. Die Bekannte hatte dort schon vier Kinder zur Welt gebracht und war sehr zufrieden, und ich war's letzlich auch.
Schon die Atmosphäre war ganz anders, es war wie eine große, belebte Praxis bei uns, mit ausgesprochen nettem Personal. Aber auch hier gab es wieder dieses erstaunliche Kabinensystem (siehe rechts; man sieht hier ca. die Hälfte des "Untersuchungsgangs"), das den Praxisbetrieb auf einem Bruchteil der Fläche möglich macht, den eine deutsche Arztpraxis beansprucht - und bei dem man eine Menge davon mitkriegt, was die anderen Patienten herführt (gibt es in Japan eigentlich ein Arztgeheimnis?). Auch das für den Arzt sehr zeitsparende Untersuchungssystem mit draußen warten, drinnen, warten, kurzes Vorgespräch, warten, Untersuchung, warten, Besprechung, warten, zahlen war das gleiche. Die Zeitersparnis war ganz offensichtlich; als ich kam, war die Praxis wirklich rappelvoll - in meiner mit mehreren Ärzten besetzten Gemeinschaftpraxis in Frankfurt hätte das Abarbeiten der schätzungsweise zwei Dutzend Patientinnen vor mir mehrere Stunden gedauert. Hier war ich nach nicht mal einer Stunde schon dran.
Die Untersuchung verlief, ebenfalls mit besagtem Vorhang quer über dem Bauch (ist hier wohl Standard; für Japanerinnen muß es sehr merkwürdig sein, wenn sie mal in Europa zum Frauenarzt müssen, und dann mit Arzt/Ärztin direkt von Angesicht zu Angesicht zu tun haben!) auch zügig und knapp, schien mir aber gründlicher als im Krankenhaus, incl. Urinprobe und Blutuntersuchung, obwohl dann der Preis hinterher nur ungefähr ein Fünftel dessen betrug, was ich im städtischen Krankenhaus bezahlt hatte - das verstehe, wer will, ich nicht. Das Nachgespräch dauerte etwas länger, weil wir beide mit allerhand Wörterbüchern arbeiten mußten. Leider zeigte sich, daß derzeit keine Herztöne festzustellen waren, daß also der Fötus wahrscheinlich abgestorben war. Das war natürlich ein herber Schlag, sicherheitshalber sollte ich ein paar Tage später nochmal kommen.
Die Diagnose blieb aber leider die gleiche. Und da war ich nun wirklich froh, in diese doch recht angenehme Praxis gewechselt zu sein, denn ich mußte noch ein paar Male mehr hin, einmal, da anscheinend die Gefahr starker Blutungen bestand, sogar über Nacht, die ich in einem der mindestens dreißig Zimmer der angegliederten Klinik verbrachte (keine Angst, alles lief gut und ist jetzt auch schon wieder zwei Wochen her, es geht mir bestens!). Übrigens war die Ärztin kein bißchen streng, ich fand sie sehr sympathisch und professionell. Und bewundere sie dafür, wie sie als einzige Ärztin diese Riesenpraxis samt Klinik schmeißt.

Hier übrigens der Blick aus dem Fenster meines Zimmers, auf eines der höchstens ein halbes Dutzend alten Häuser in der Innenstadt von Kitakami. Und hier das Klinikabendessen - da könnte sich manches deutsche Krankenhaus die buchstäbliche Scheibe von abschneiden.

Comments:
Na da bin ich ja doch erleichtert das die andere Klinik doch einiges besser war als die 1. - grad weil ich ja schon wusste wie es weitergeht gell... Aber die Aussicht ist wirklich was ;-)
 
Kommentar veröffentlichen



<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?