15 März 2006

 

Unten menkyo - Führerschein

Geschafft, seit gestern hab' ich ihn, den japanischen Führerschein.
Es ging alles problemlos, aber doch ganz anders als gedacht. Zum Glück hat mich eine dolmetschende Freundin begleitet, meine eigenen noch rudimentären Japanisch-Kenntnisse hätten bei weitem nicht gereicht.
Ich hatte mich vor allem eingestellt auf eine akribische Überprüfung einer Vorschrift, nach der man nach Ausstellung des Führerscheines mindestens 3 Monate im eigenen Land gelebt haben muß. Damit soll verhindert werden, daß man sich in einem anderen Land einen Führerschein "kauft" (denn in Japan ist dessen Erwerb langwierig und sehr teuer) und dann wieder nach Japan einreist und den gekauften umschreiben läßt. Und die Behörden nehmen diesen Punkt sehr genaum hatte ich von anderen Ausländern gehört, überprüfen Visastempel im Paß, verlangen andere Nachweise etc.pp. Ich für diesen Fall hatte jede Menge Unterlagen dabei, Uni-Abschlüsse, Mutterpaß und noch allerhand mehr. Dann sollte es noch einen Sehtest geben und "a simple written test, available in english, farsi, chinese, korean, spanish or portuguese", kündigte mein Info-Heftchen an. Nix da, der Test war wohl grade ausgegangen in diesem ländlichen Menkyo-Center (Führerscheinstelle). Stattdessen gab's einen Test, bei dem lediglich der zackig auftretende Polizeiprüfungsbeauftragte schrieb, er nahm nämlich haarklein meine Antworten zu Protokoll während einer gut halbstündigen Befragung, die sich ausschließlich um das Wann, Wie, Wo? etc. meines Führerscheinerwerbs in Deutschland drehte: Fahrschule oder nicht? Wie lange? Wieviele Fahrstunden? Wieviel Theorie? Was hat das alles gekostet? Was fuer eine Art Prüfung? Wo fand sie statt,Verkehrsübungsplatz oder richtig draußen in der Stadt? Wie hoch war die Prüfungsgebühr? Wieviele Fahrprüfer waren bei der praktischen Prüfung dabei? Waren es Polizisten oder sonstige Beamte? Wem gehörte das Auto, in dem die praktische Prüfung stattfand, die wie lange dauerte? Was für und wie viele Fragen gab es bei der theoretischen Prüfung, wie lange hat sie gedauert? Wieviel Prozent mußte man richtig haben, um zu bestehen? Wieviel Prozent der Fahrschüler haben ungefähr bestanden? Habe ich eine Bestätigung der Fahrschule, bei der ich gelernt habe? Und so weiter und so fort, mannomann, ich hab' ganz schön geschwitzt, ist ja schließlich 20 Jahre her! Meine Freundin kämpfte beim Übersetzen abwechselnd mit dem Lachen über die Fragen und der Scham über die japanische Führerscheinbürokratie (sie hat einige Jahre in D gelebt und fand es dort sehr einfach mit dem Führerschein für Ausländer). Wir dachten dann, das würde alles nur so ausführlich gefragt, damit man sich hier ein Bild machen könne, wie das so abläuft in Deutschland , und ob das alles den deutschen Lappen dem japanischen in den Augen der hiesigen Behörde in etwa "gleichwertig" macht, vom Aufwand her. Aber weit gefehlt, denn als Naoko nach diesem Fragenblock fragte "Und jetzt kommt der Test?", hieß es, das war der Test. Und Thomas, der heute dran ist (immer nur ein Ausländer pro Tag!), müsse diese Fragen auch beantworten (hoffentlich betrachten sie ihn nicht gleich als Lügner, weil er nur 12 Fahrstunden gebraucht hat im Gegensatz zu meinen 35).Die anschließende Überprüfung der drei Monate war ein Pappenstiel: Der Beamte schrieb sich aus meinem Paß alle durch Stempel belegten Auslandsaufenthalte ab, zog sie von der seit Paßausstellungsdatum abgelaufenen Zeit ab, und das war's. Dann noch ein simpler Sehtest, ein Stündchen warten, und ich hielt das begehrte Kärtchen in den Händen:
Drei Jahre ist es gültig, dann kann ich eine Verlängerung beantragen, die dann, wie bei allen Japanern, alle fünf Jahre erneuert werden müßte. Was für ein Aufwand; schafft aber jede Menge Arbeitsplätze in der Führerscheinbehörde.





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