02 März 2006

 

Risaikuringu gomi

Heute ist ein wichtiger Tag, der nämlich, an dem der Recycling-Müll (wie das auf japanisch bezeichnet wird siehe Titel) abgeholt wird. Nicht etwa zuhause, nein, das gibt es hier gar nicht. Allen Müll (auch den normalen bzw. Restmüll) bringt man zu Gemeinschaftsmüllsammelstellen, meist ein paar hundert Meter entfernt.











Diese Sammelstellen sind manchmal adrette kleine Buden (siehe oben) mit Drahttürchen (damit die Krähen nicht im Müll stochern) und zahlreichen Aushängen bezüglich der Müllregelungen dran, manchmal einfach nur freie Plätze (wo dann aber wegen der Krähen eine dicke Plastikplane über den Müll gebreitet werden muß.
Restmüllttag ist dreimal wöchentlich, Recyclingtag zweimal monatlich. Daran sieht man ungefähr, wie die sich mengenmäßig zueiander verhalten.
Man muß auch nicht recyclen, aber es wird einem in verschiedenen von der Stadt zu dem Thema ausgegebenen Info-Blättern doch recht nachdrücklich ans Herz gelegt. Einer nicht recycelnden Bekannten ist es auch schon passiert, daß sie von höflichen städtischen Beamten aufgesucht wurde, die sie baten, fürderhin doch ihren Müll zu trennen - als Ausländerin war sie relativ leicht zu identifizieren (auch wenn sie nicht mal ihren Namen und Adresse außen auf die an der Sammelstelle abgelegten Müllsäcke geschrieben hatte, was man eigentlich soll, was aber niemand macht). Anyway, wir trennen den Müll also auch gewissenhaft, schon weil man als umweltbewußter Europäer angesichts des japanischen Verpackungswahns (insgesamt drei bis fünf Schichten Plastik um jeden Keks) beim Einkaufen ständig ein schlechtes Gewissen hat und deshalb gar nicht anderes kann.
Aber das ist keine kleine Sache, wie man aus der von der Stadt ausgegebenen Anleitung ersehen kann.




















Für uns Ausländer gibt's auch eine englische Kurzfassung:




















Es gibt nämliche Dutzende Kategorien, nach denen man den Recyclingmüll sortieren muß (beim Papier z.B. fünf, siehe oben: große Pappe, kleine Pappe, Zeitungen, Illustrierte, Getränkekartons). Dann Glas (nach Farben), Blech, Alu, Plastikflaschen, Plastik allgemein.
Das muß man erst mal zuhause alles irgendwo unterkriegen. Und es dauert ein gutes Stündchen, das alles für's Wegbringen fertig zu machen. Das sieht dann so aus (die 5 Kubikmeter Plastikmüll sind noch im Schuppen!):


Am Morgen des entsprechenden Tags muß man dann alles bis um 8h30 zur Sammelstelle bringen, wo einem in Kittelschürzen gekleidete Damen (meist) und Herren (manchmal) aus der Nachbarschaft beim Auspacken und Einsortieren behilflich sind. Dieser Mülldienst wird turnusmäßig von den Bewohnern des Viertels geleistet, was aber zum Glück nicht heißt, daß wir von Zeit zu Zeit auch dran sind, sondern nur von Hausbesitzern, soweit ich das verstanden habe.

Da sieht dann z.B. so aus:

Und im Laufe des Vormittags kommen dann Lastwagen der verschiedenen Recyclingunternehmen und holen sich ihre Portion ab.

BIn ich immer froh, wenn ich mir diese Last , mal wieder vom Halse geschafft hab', das ist wirklich sehr befreiend.

So penibel die Mülltrennung hier in der Stadt erfolgt, so großzügig geht das übrigens vor ihren Toren zu. Da nämlich für alte Fahrzeuge eine Gebühr fällig ist, stellt man sie einfach irgendwo ab (manche machen das auch ganz dreist mitten in der Stadt), wo sie nach und nach überwuchert werden und sich irgendwann auflösen. In der Nähe von Kitakami stehen massenhaft alte Busse in der Gegend, noch bis zum Dach mit anderem Müll vollgepackt, um den Platz nicht zu verschwenden.
Irgendwo habe ich auch gelesen, warum das niemanden weiter stört: Da nach der hiesigen Philosophie der Mensch und damit auch alles was er macht, Teil der Natur ist, kann man natürlich auch ein altes Auto als Teil der Natur sehen - zumal diese hier wirklich üppig wuchert und das Corpus delicti zügig als Teil ihrer selbst in sich aufnimmt.






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