23 August 2006

 

Blumen aus Feuer

Den Abschluß des großen Sommerfestes in Kitakami - bzw. aller Sommerfeste Japans - bildet obligatorisch ein Feuerwerk. Hanabi heißt das auf japanisch, Feuerblumen. In Kitakami findet es am Flußufer statt, eine riesige Menschenmenge versammelt sich, es gibt Essen und Trinken am laufenden Meter, und viele Leute, vor allem die Damen, sind schön sommerlich bunt in Yukatas gekleidet.
Nun traf es sich ja, daß gerade Patricia und Petra da waren - und so rafften wir zwei Tage vorher unseren ganzen Mut zusammen und betraten eines dieser vornehmen Kimonogeschäfte, in denen man auch die Baumwollyukatas für den Sommer kaufen kann. In Kitakami gibt es MINDESTENS ein Dutzend dieser Geschäfte, worüber ich regelmäßig wieder staune, angesichts der Preise für einen ordentlichen Kimono: Unter umgerechnet etlichen Hundert Euro gibt's nichts Rechtes, wie oft kauft man schon sowas ?? Wir jedenfalls kauften jeweils nur ein Yukata-"setto" (Set), bestehend aus Yukata, Obi (der breite Gürtel), traditionellen Holzsandalen und Handtaschenbeutel, zum Schnäppchenpreis von 4000 Yen (ca. 30 Euro). Das war wirklich billig.
Am Feuerwerksabend kam dann die freundliche Nachbarin, Kitagawa-san, die mir schon eine Woche vorher ihre Hilfe beim Herrichten angeboten hatte, samt ihrer gerade zu Besuch weilenden Schwiegermutter, und dann ging's los.



Die Schwiegermutter ist rüstige fünfundsiebzig, ehemalige Lehrerin für japanischen Tanz und kennt sich aus mit solchen Sachen. Sie fand, Patricia und Petra hätten sich ruhig buntere Yukatas kaufen sollen (daß sie sie daheim aber als Morgenmäntel benutzen wollen und sie deshalb eher dezent gewählt hatten, haben wir ihr lieber nicht gesagt), und vor allem nicht beide die gleichen. Trotzdem hat sie uns ruckzuck alle verpackt, daß uns fast die Luft wegblieb und der Schweiß innen am Körper runterlief. Bei den Schleifen gab's für uns verheiratete Frauen, die es nicht mehr nötig haben, sich aufzurüschen, nur die kleinen:


Vom Feuerwerk selbst habe ich leider keine ordentlichen Bilder, aber es war im wahrsten Sinne des Wortes ein ziemlicher Knaller. Ein bißchen störend waren die Pausen zwischen den einzelnen, wie soll man es nennen, Formationen, Bildern?, da wurden Namen und Grußbotschaften hunderter Privatsponsoren verlesen ("der Opa Soundso grüßt seinen Enkel in Ezuriko" etc.) und außerdem erklärt, daß als nächstes eine Micky-Maus-Figur kommt). Auf diese Weise dauerte es gute anderthalb Stunden - von denen ich aber höchstens 15 Minuten mitbekommen habe, denn Jakob fand es blöd. Bei den kleineren Raketen am Anfang wollte er sich ausschütten vor Lachen. Als dann richtig große und vor allem laute kamen, fing er bei jeder neuen bitterlich an zu weinen, da bin ich halt mit ihm gleich wieder nach Hause gefahren, habe mich aus meiner verschwitzten Yukata geschält und noch die eine oder andere besonders große Rakete im Nachthimmel über den Nachbarhausdächern bewundert.

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