31 Januar 2007

 

Kultur satt

Gestern abend war ich mit Hiroko im Ballett, in diesem eigentlich fantastischen Kulturzentrum hier in Kitakami, das in drei Sälen und etlichen kleineren Räumen ein ungemein breites Programm bietet, von lokalem Rock über traditonelle japanische Musik bis zu internationaler Klassik, und in das wir viel zu selten gehen.
Gestern gab es "Kabuki" von Maurice Béjart, mit dem Tokyo Ballet Ensemble - vom Feinsten! Béjart schuf dieses Stück extra für das Tokyo Ballet - er griff dazu eine alte japanische Samuraisage (mit einem rituellen Gruppenselbstmord am Ende) aus dem Repertoire des traditionellen Kabukitheaters auf und machte daraus ein wunderbares Ballett, das jede Menge klassische japanische Elemente enthält und schlichtweg eine Augenweide ist.
Und das in Kitakami!
Jakob war auch mit, ich hatte ihn für den Babysitterservice angemeldet, der bei großen Veranstaltungen für 1000 Yen angeboten wird. Als wir kamen, warteten schon drei Damen auf die zu hütenden Kinder. Er blieb dann das einzige, packte entzückt seine mitgebrachten Spielsachen aus, winkte uns halbherzig zum Abschied und wandte sich den Damen zu. Als wir ihn später wieder abholten, war er etwas geschafft von zweieinhalb Stunden Dauerspielen mit den Damen, die ihm wahrscheinlich jeden Wunsch von den Augen ablasen, aber sehr guter Dinge. Machen wir bestimmt mal wieder!
Was mir aber am allerbesten gefallen hat: Der große Saal, in dem das Ballett stattfand, war nicht sehr warm - und so standen denn in der Pause junge Mädchen mit Stapeln Wolldecken an den Türen, von denen jeder Frierende sich eine mit hineinnehmen konnte. Es gibt doch immer noch Neues im japanischen Serviceparadies!

Aber damit nicht genug Kultur: Am Abend zuvor war ich - wiederum mit Hiroko - nach gut einem Jahr mal wieder im Kino. Ebenfalls in Kitakami, wo es ein großes (8Säle) Warner-Kino im Stadtzentrum gibt, das aber recht spärlich besucht wird; die Japaner gucken Filme anscheinend lieber gemütlich zuhause. Gezeigt wurde "Marie-Antoinette". Die Meinungen darüber gehen ja ziemlich auseinander, aber mir gefiel er gut, je länger ich darüber nachdenke, desto besser. Klasse Bilder, erstaunliche, aber sehr passende Musik dazu und ein ganz anderer Blickwinkel als Historienfilme sonst. Und irgendwie stört es kaum, daß der Inhalt streng betrachtet ziemlich dürftig ist...

30 Januar 2007

 

Nachtrag Presseschau

In einer gestern in der Zeitung zitierten Rede hat der japanische Minister für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt Frauen als Gebärmaschinen bezeichnet.
Na bravo. In einem Land, das um seine Zukunft bangt, weil die Bevölkerung seit dem letzten Jahr schrumpft (mit einem immer größeren Anteil an immer älteren Alten), ist das sicherlich ein guter Ansatz, um Frauen dazu zu ermutigen, mehr Kinder zur Welt zu bringen.

"The number of women aged between 15 and 50 is fixed. Because the number of birth-giving machines and devices is fixed, all we can ask is for them to do their best."
Daß zum Kinderkriegenwollen eventuell auch eine kinderfreundliche Gesellschaft gehört, deren Förderung als zuständiger Minister durchaus in seiner Macht läge, davon sagte er nichts - es liegt allein an den Gebärmaschinen, "ihr Bestes zu geben"*.
Seitdem bekommt er von allen Seiten mächtig eins auf die Mütze, wird sogar zum Rücktritt aufgefordert. Natürlich hat er sich entschuldigt und seine Äußerung in "people who have a role in giving birth" abgewandelt. Bin mal gespant, ob er sich halten kann oder abtreten muß.

* damit argumentiert er wie viele Konservative in den ja ebenfalls alternden westlichen Staaten, die auch nur die Frauen für ihren Egoismus kritisieren, ohne die Rolle der immer bindungsunwilligeren Männer und der Gesellschaft zu beachten.


Ach ja, und ebenfalls in der heutigen Ausgabe steht, daß die Seegurken, über die ich ja neulich geschrieben habe, inzwischen stark bedroht sind, da ihre Bestände durch eine immer größere Nachfrage aus China und Taiwan zunehmend übernutzt werden. Sie sind eine lukrative Ware - ein Kilo getrocknete Seegurke kostet bis zu 70000 Yen (knapp 450 Euro)!

28 Januar 2007

 

Presseschau

Seit einer Woche können wir beim Frühstück wieder Zeitung lesen - endlich, ein erhebliches Plus an Lebensqualität. Wir haben jetzt nämlich die englischsprachige Daily Yomiyuri abonniert. Und die Lektüre erfüllt mich jeden Morgen mit Erstaunen. So gab es gestern auf der zweiten Seite eine 25zeilige Meldung über den Fund eines Mehlwurms in einer Schokoladenpackung der Firma Soundso im Herbst letzten Jahres, gekauft von einer Hausfrau in Dortunddort in der Provinz Gifu. Die Firma beteuert, das sei ein Einzelfall gewesen, es sei deshalb nicht nötig, andere Produkte zurückzurufen, die nötigen Hygienemaßnahmen seien getroffen worden. Wobei die Zeitung aber vorwurfsvoll betont, auch auf Hokkaido seien im November 2003 und im Oktober 2006 Motten in Schokoladenprodukten der Firma gefunden worden. (Demnächst wird sich dann der Firmenchef sein Schwert in den Bauch rammen, um für diese Schande geradezustehen.)
25 Zeilen für einen Mehlwurm! Im Fernsehen wurde übrigens auch darüber berichtet. Was muß Japan für ein gesegnetes Land sein, daß ein einziger Mehlwurm so von sich reden macht! Gibt es hier denn keine anderen Probleme?
Aber natürlich gibt es die, Umweltverschmutzung, Korruption, Mafia, haltlose Jugendliche (die sich entweder in eine Parallelvideospielwelt verkriechen oder sich in den Schulen gegenseitig in den Selbstmord mobben) und und und. Und über sie liest man zum Teil auch in der Zeitung. Über die Umweltverschmutzung eher weniger, da gibt es, soviel ich weiß, nur wenige präzise Gesetze, deshalb auch wenige offizielle Verstöße dagegen. Korruption ist in den Medien dagegen schon ein Thema, wobei wahrscheinlich aber nur eine kleine Spitze des Eisberges zum Vorschein kommt.
Der Jugend soll demnächst eine Schulreform wieder auf die Beine helfen, mit mehr Disziplin, mehr Patriotismus, längeren Unterrichtszeiten und einer Wiedereinführung einer leichten Prügelstrafe ("leichte Schläge auf den Kopf"). Gut, daß wir wohl nicht mehr in Japan sein werden, wenn Jakob in die Schule kommt.

Interessant war letzte Woche auch ein Artikel über die Ausländer in japanischen Gefängnisse, "Foreigners filling nation's jails", der suggerierte, daß die derzeit zu knapp 120% belegten Gefängnisse Japans wegen der ganzen einsitzenden Ausländer so voll seien (was ja auch nicht erstaunlich ist, denn daß Ausländer gefährlich sind, weiß man ja). Bei der Lektüre erfährt man dann aber, daß von den 71500 Insassen doch nur 5300, also 7,3 % Ausländer sind. Das klingt schon etwas weniger dramatisch. Was der Artikel verschweigt, ist daß die am schnellsten anwachsende Delinquentengruppe derzeit die der japanischen Männer über 70 ist - deren Zahl hat sich allein zwischen 2000 und 2004 auf über 20000 verdoppelt, wie man hier nachlesen kann.

27 Januar 2007

 

Was man alles essen kann

Neulich habe ich im Blog einer in Yokohama lebenden Deutschen gelesen, wie sie in einem Restaurant Austernsauce und Quallen aß - da kann ich auch noch was beisteuern: In dem von der Stadt gratis verteilten Zeitungsblättchen war vor ein paar Tagen ein Artikel über einen Seegurkenzüchter (jap. namako). Die werden hier wie auch in China (und sogar in Spanien!) anscheinend sehr geschätzt. Oh nein, gegessen habe ich sie noch nicht. Falls jemand sie aber mal probieren möchte, hier gibt es ein chinesisches Rezept dafür.

Ich meide ja beim hiesigen Essen ganz feige alles, was mir komisch vorkommt - und das ist eine ganze Menge, da ich keine Meeresfrüchte mag, in der japanischen Küche aber wirklich alles Verwendung findet, was aus dem Meer kommt*.

Neulich habe ich aber mal einen Fehler gemacht, mich auf der Speisekarte verlesen und "motsu nabe" bestellt, ein Eintopf mit Tofu und allerhand Grünzeug, der erst am Tisch über einer Art Teelicht gekocht wird, soweit nichts Besonderes. Sein namengebender Bestandteil (motsu) war aber leider nicht das, was ich erwartet hatte, sondern ein sehr merkwürdig riechendes und schmeckendes Gedärm vom Rind, wie ich jetzt weiß, also nee - das war wirklich hart (vor allem wenn man bedenkt, daß ich gute zwanzig Jahre meines Lebens Vegetarierin war und auch jetzt kaum Fleisch esse). Ich habe es tapfer fast ganz aufgegessen. Aber es hat nicht gut geschmeckt (schwäbische Kutteln, obwohl ja sowas Ähnliches, sind ein Gedicht dagegen!).

Später habe ich dann hier folgendes dazu gelesen:
"Motsu is the general name for the small intestine, large intestine and other internal organs of a cow. With a high nutritional value and low calorie level, this is a very healthy food. In Fukuoka, we add leek, cabbage, various seasonings and spices like hot paprika, soy sauce, miso and garlic to the soup. Lately it is very popular among ladies also. Try it once and you will surely become its fan. "
Nein, also wirklich nicht.

*Dazu fällt mir gerade noch eine Spezialität ein, die gerade Saison hat (und die ich neulich tatsächlich hier in einem Restaurant gesehen habe): Kabeljausperma, shirako. Ernsthaft. Hier mehr dazu.

26 Januar 2007

 

Möhrenfrühling

Ich hatte das ja schon ein paar Mal gemacht, aber es ist stets wieder rührend: Die Möhren, die man hier kauft, leben ja immer irgendwie noch, und fangen schneller an auszutreiben, als man sie essen kann.
Wenn man nun das obere Ende großzügig abschneidet und ins Wasser setzt, wird in einigen Tagen wieder eine richtige Pflanze daraus.
Letzten Sommer habe ich ein paar davon draußen in die Erde gepflanzt, und sie haben lange gelebt. Damit wäre ja dann das alte Vegetarier-Dilemma (daß Pflanzen angeblich auch Schmerzen empfinden und am Leben hängen) so gut wie ausgeräumt, denn wenn die Möhre auf diese Weise weiterlebt, ist ja alles in Butter!

 

Full house

Gestern war hier gut was los, zu Jakobs durchwachsener Begeisterung.

Zuerst kam unsere Biobäuerin Reiko, die beim Liefern der Biokiste manchmal auf eine Tasse Kaffee hereinkommt, wenn sie Zeit hat. Gestern hatte sie, zum Entzücken ihres Sohnes Nobu, der sich unter Jakobs skeptischen Blicken gleich über die Auto- und Eisenbahnkisten hermachte. Mit den meisten Sachen durfte er aber spielen, nur manchmal schritt Jakob energisch ein, wenn es z.B. um das derzeitige Lieblingsauto ging.

Dann kam Beata mit Maya (ein Jahr jünger als er)die Jakob sehr gern hat. Als sie einmal weinte, ging er doch tatsächlich hin und streichelte sie sanft, das gab's noch nie.

Als dann aber noch seine Babysitterin Mika mit ihrer Tochter Midori und einem anderen kleinen Mädchen kam, war alle Aufmerksamkeit für die kleine Maya vergessen, statt dessen tobte er mit den Größeren schreiend und juchzend durchs ganze Haus.

Interessant und angenehm ist, daß hier jeglicher Besuch mit Kindern vor dem Gehen alles Spielzeug akkurat aufräumt. Man sitzt hinterher also nie in einem verwüsteten Wohnzimmer, sondern alles ist ordentlicher als vorher!


25 Januar 2007

 

Tankstop

Die japanische Servicegesellschaft erfreut mich immer wieder aufs Neue.
Wir brauchen ja alle paar Wochen drei Kanister Kerosin für unsere Öfen, die wir bisher immer an der Tankstelle oder im Baumarkt geholt haben. Nun fährt aber im Winter regelmäßig ein Kerosintankwagen durchs Viertel, per Lautsprecher eine schnittige Marschmusik spielend, damit man ihn kommen hört. Bei dem kann man dann die gewünschte Menge erwerben. Und der Fahrer trägt einem die vollen Kanister sogar wieder in den Schuppen.
Es reicht auch, die Kanister einfach sichtbar vor die Tür zu stellen; der Fahrer hält Ausschau danach, füllt sie, räumt sie weg und klingelt dann zum Kassieren. Einfach sehr bequem.

22 Januar 2007

 

Züge sehn gefällt mir sehr ...


... Zug zu fahren gar nicht mehr.
Da helfen auch die spannendsten Bücher nichts.
Jakob auf einer kleinen Zugpartie in das Bergstädtchen Yuda, wo es
immerhin ganz ordentlich geschneit hat diesen Winter.

In dem berühmten Onsen direkt im Bahnhofsgebäude war leider nur Thomas ("ganz toll, alles Zedernholz, schöne Atmosphäre, drei verschiedene Becken!"), weil Jakob beim Aufwachen aus seinem Zugschlummer bei der Ankunft so dermaßen schlecht gelaunt war, daß ich es nicht geschafft habe, ihn, den stets leidenschaftlichen Bader, zum Baden zu überreden. Haben wir halt auf einem kleinen Holzbänkchen vor der Tür gewartet, zusammen mit lauter kleine krummen alten Frauen, die auf ihre kleinen krummen alten Männer gewartet haben.

Und uns danach draußen im Schnee vergnügt, bis der nächste Zug zurück nach Kitakami fuhr.


19 Januar 2007

 

A....glatt

...war es heute morgen auf allen Straßen Kitakamis, selbst auf den großen Durchgangsstraßen. Gestern hatte es geschneit, dann ein bißchen getaut, und in der Nacht ist alles zu spiegelglattem Eis gefroren.

Was auf den Photos grau aussieht, ist blankes Eis, stellenweise auch unter einer dünnen Schneeschicht. In Europa hätte es damit schon Dutzende Auffahrunfälle gegeben, gerade im morgendlichen Berufsverkehr - hier läuft der Verkehr an solchen Tagen zwar langsam, aber störungsfrei. Nicht zuletzt, weil hier wirklich alle Autos spätestens ab Anfang Dezember mit Winterreifen fahren, Busse und Lastwagen oft mit Schneeketten (da freut sich die Straßenbaulobby, weil jedes Jahr die Straßen augebessert werden müssen).


Huuuiiii.... mit Schwung in die Eiskurve!


18 Januar 2007

 

Reissauger

Jakob macht sich zunehmend richtig nützlich im Haushalt. Wo er kann, hilft er beim Kochen, und jetzt saugt er auch schon Staub. Aber noch lieber Reis, der klappert so schön beim Hochsaugen :
Er holt sich welchen vom Tisch, wo er vorher ein kleines Depot (aus der Reisvorratskiste geklaut)angelegt hat, platziert ihn auf dem Boden, und saugt ihn dann hochkonzentriert weg.




A propos Reis:
Hier gibt es eine Einrichtung, die mich - wie so vieles - zum Staunen gebracht hat: Öffentliche Reispolierstationen. Die stehen alle paar Kilometer an der Straße oder am Rand großer Parkplätze, und man kann sich, für 100 Yen pro 10 Kilo, seinen mitgebrachten Vollkornreis polieren lassen. Man schüttet ihn links in die Maschine, wählt die Reissorte (oder die Polierweise? wenn man nur japanisch lesen könnte!), dann brummt und rappelt es kräftig, und der Reis kommt aus der Ausgabeklappe rechts schneeweiß wieder raus.
Wer braucht sowas? Nun, all die Reisbauern in der Gegend, die nach dem Dreschen den Reis für ihren eigenen Verbrauch hier polieren (Vollkornreis wird hier als nicht eßbar angesehen); oder auch meine Nachbarin, die neulich von einer Freundin einen 30kg-Sack unpolierten Reis geschenkt bekam (von deren Familie angebaut) - da sieht man auch mal, in welchen Größenordnungen hier Reis gegessen wird. Obwohl der Verbrauch in den letzten Jahren japanweit langsam sinkt.


17 Januar 2007

 

Wir fahr'n takushi

"takushi" ist die Aussprache von "Taxi" mittels der im Japanischen zur Verfügung stehenden Silben, denn es gibt kein einzelnes X, deshalb wird dasselbe in ku und shi zerlegt (es gibt auch kein si).
Wenn Thomas das Auto hat und Jakob und ich irgendwo hin müssen, gönnen wir uns den Luxus des Taxifahrens.
Schon beim zweiten Anruf in der Taxizentrale reichte es, nur noch meinen Namen zu sagen, die wußten sofort, wohin sie das Taxi schicken mußten - das ist der Vorteil daran, einer der wenigen Ausländer in einer kleinen Stadt zu sein.
Leider wissen aber noch nicht alle Taxifahrer dieser Zentrale, wo wir wohnen. Und obwohl inzwischen viele ein Navigationssystem haben oder zumindest regelmäßigen Telefonkontakt mit der über einen genauen Stadtplan verfügenden Zentrale, können die Anfahrtszeiten schon recht unterschiedlich sein.
Denn es gibt ja hier weder Straßennamen noch entlang der Straße durchnummerierte Häuser, vielmehr sind die Stadtviertel in Unterviertel und diese in Unterunterviertel aufgeteilt, alles in der Reihenfolge der Bebauung; größere Siedlungen und manchmal auch einzelne Häuser haben eigene Namen. Es ist fast unmöglich, alle Teile einer Stadt nach Adressen zu kennen, und ebenso, eine angegebene Adresse auf Anhieb zu finden.
So kann es zwar sein, daß man noch eilig am Schuhe-Anziehen ist, wenn der Fahrer schon die Tür öffnet, aber auch, daß man voll Vorfreude (Jakob: "Taxi gehn!") ewig an der Straße steht. Der Fahrer gestern kannte sich in unserem Viertel offensichtlich besonders wenig aus: Von da, wo wir standen, konnte ich ihn langsam alle Parallelstraßen abfahren sehen, bis er sich schließlich zu uns vorgearbeitet hatte - und froh war, daß wir vor dem Haus standen, denn es steht ja an den Häusern selbst auch nirgends eine Adresse.
Am besten gefällt mir beim Taxifahren hier immer das Ein- und Aussteigen (immer hinten links), denn der Fahrer öffnet einem automatisch die Tür - und schließt sie hinter einem auch wieder, also bloß nicht nach dem Türgriff greifen und sie schließen wollen, das gehört sich nicht!
Wenn man sich dann auf den stets mit weißen Spitzenüberzügen bedeckten Sitzen zurechtgesetzt hat, kann man die an die Rückseite der vorderen Kopfstütze geklebten Informationen zum Fahrer selbst (der übrigens immer Jackett, Krawatte und weiße Handschuhe trägt) studieren: Paßfoto, Name, Alter, Taxinummer etc, bei dem gestern waren sogar sein Tierkreiszeichen (nach dem chinesischen Kalender) und die Blutgruppe angegeben. Nicht etwa, damit bei einem Unfall schnell die passende Blutkonserve beschafft werden kann, sondern weil hier die Blutgruppe häufig mit Charaktereigenschaften in Zusammenhang gebracht wird, etwa wie bei uns die Sternzeichen:

"So handelt es sich bei Menschen mit Blutgruppe A um reservierte, pünktliche und regelkonforme Personen, während solche mit Blutgruppe 0 eher aufgeschlossen und individualistisch seien - A ist sowohl in Japan als auch in Deutschland der häufigste Typ, während 0 in den USA die größte Gruppe darstellt. Interessanterweise hatten jedoch 60% aller japanischen Premierminister die Blutgruppe 0. Die Menschen mit
Blutgruppe B sollen ausgesprochen kreativ sein. Angeblich sollen Köche mit Blutgruppe B besonders gute Fähigkeiten in ihrem Metier besitzen, und so gibt es Restaurantführer, die die Blutgruppe des Küchenchefs thematisieren. Die Blutgruppe AB, der u. a. ein kühler Verstand zugeschrieben wird, gilt als bisher am wenigsten verstanden." (zitiert nach Wikipedia)

Woanders heißt es:
A "Bauern": umsichtige Menschen, die Planung mögen, hart arbeiten und loyal, konservativ und kompromisslos sind.
B "Jäger": unabhängig, liberal und kontaktfreudig. Vielfältige Hobbies und Interessen.
0 "Krieger": Anführer und Organisatoren. Obwohl populär und kontaktfreudig, können sie auch arrogant und egoistisch sein.
AB "Humanisten": effizient und rational, aber auch schüchtern und hochnäsig.

Der gestrige Fahrer hatte jedenfalls auch die Gruppe O - also ein Individualist und Anführer, und er unterschied sich auch insofern tatsächlich von den meisten anderen Fahrern, daß er die ganze Strecke über freundlich und interessiert mit mir schwatzte (und mein Japanisch lobte, das tat gut!), während die Fahrer sonst meist schweigen, wohl weil sie kein Englisch können und Ausländer ihnen eher unheimlich sind.

Wenn man dann angekommen ist, zahlt man (knapp 1000 Yen für die 10 min ins Stadtzentrum, ca. 6,40 Euro), gibt grundsätzlich kein Trinkgeld (gibt es hier nicht), wartet, bis die Tür aufschwingt und wirft diese nach dem Aussteigen auf keinen Fall selbst zu - der Fahrer macht das schon.

Mit Jakob wird das Taxifahren aber zunehmend schwierig, denn er will immer die gelben; wenn man also wie gestern auf dem Rückweg in das zuvorderst in der Reihe stehende schwarze Taxi steigt (in den Augen des Fahrers meine ich immer schon von weitem lesen zu können "Oh je, eine Ausländerin, hoffentlich geht die vorbei und will nicht einsteigen!"), dann gibt es garantiert erst mal ein großes Geschrei, weil drei Plätze weiter hinten ein gelbes steht. Kann man halt nix machen.

* Die obigen Bilder zu diesem Eintrag sind übrigens aus Tokyo, ich hatte keine von hier. Aber die Taxis sehen
hier genau so aus, immer das gleiche, ein wenig klobige Modell.

Und hier habe ich dann doch noch eines erwischt.


16 Januar 2007

 

In eigener Sache

Wirft eigentlich irgendjemand hier gelegentlich einen Blick auf mein Photoblog ?
Hier erscheint (fast) täglich ein neues Bild aus Kitakami und Umgebung, das ein hübsches Detail zeigt, eine kleine Kuriosität oder irgendwas, was mir sonst so auffällt im täglichen Leben.
Dieser Blog gehört zu einem weltumspannenden Ring anderer Photoblogs, siehe hier: http://www.hamiltonpruim.uklinux.net/ring/

Hat man einmal angefangen, kann man kaum noch aufhören zu klicken. Denn zum einen sind hier zwar einige Städte vertreten, die für deutsche Leser nicht so atemberaubend sind, wie
Paderborn , Wiesbaden , Stuttgart und Saarbrücken (zum Nachschauen einfach den jeweiligen Namen anklicken); aber auch praktisch alle Metropolen der Welt sind hier versammelt, z.B. Barcelona , New York, Shanghai, Sydney, Venedig , Lissabon und Paris.

Und dann gibt es jede Menge Blogs aus Städten mit klangvollen Namen, von denen man aber praktisch nix weiß, oder von solchen, von denen man wirklich noch nie was gehört hat.
Gurgaon, Chattanooga, Honolulu, Jeonsuu, Mumbai.

Und nun viel Spaß beim Stöbern!

15 Januar 2007

 

Zeugen Jehovas

Heute habe ich durch geschicktes Spazierengehen die Zeugen Jehovas ausmanövriert. Oder besser die Zeuginnen Jehovas, denn hier scheinen das nur Frauen zu sein.
Sie tauchen in größeren Zeitabständen zu viert hier im Viertel auf, teilen sich in die obligatorischen Zweiergrüppchen auf und klappern geduldig die Häuser ab.
Ich war heute mit Jakob draußen, als sie kamen, und habe dann noch eine Extrarunde an den Spaziergang drangehängt, wobei ich den Weg der Damen mehrfach kreuzte - aber offensichtlich ist es nicht üblich, Leute draußen anzusprechen. Als sie dann auch unsere Häusergruppe abgearbeitet hatten, gingen Jakob und ich nach Hause und entgingen ihnen so.
Aber ich will ja gar nicht meckern, bisher waren sie nicht besonders lästig : Zwei oder dreimal haben sie mich jetzt zuhause erwischt, sie insistieren aber nie, herankommen zu dürfen. Beim ersten Mal war ohnehin keine Verständigung möglich, da ich überhaupt kein Japanisch und sie überhaupt kein Englisch konnten. Die nächsten Male kam dann extra eine englischsprache Dame mit und unterhielt sich mit mir über alles mögliche, nachdem ich ihr gleich zu Beginn jegliche Hoffnung genommen hatte, mich zu irgendwas bekehren zu können. Zum Abschied bekam ich dann noch einen Wachturm, allerdings in französisch, weil das die einzige Fremdsprache war, die sie gerade zur Hand hatten. Ich habe ihn auch brav studiert, wobei der Inhalt ebenso abstrus war wie der aller zuvor gelesenen Ausgaben.
Aber was haben diese Leute doch für eine demütige Ausdauer und ein dickes Fell, fast schon wieder bewundernswert.

14 Januar 2007

 

Mehr Schneebilder

So, für die Leserschaft im schneefreien Europa hier nun noch ein paar mehr Geschichten und Bilder aus dem Schnee (viel ist es auch nicht, 10 bis 15 cm, je nach Lage).
Gestern nachmittag waren wir mal wieder in einem der schönsten Onsen hier in der Nähe (wo man übrigens nicht nur sehr schön baden kann, in einem wunderbaren Becken unter freiem Himmel, sondern im angeschlossenen Hotel, das als Halbkreis in einer Flußbiegung liegt, auch traumhaft wohnen und essen - wenn man denn Fisch und Meeresfrüchte mag).




Gestern war es dort besonders schön, es schneite nämlich die ganze Zeit. Das war schon was besonderes, bis zu den Schultern im heißen Wasser zu sitzen und den Schneeflocken beim Schmelzen auf der Haut zuzuschauen. Und unterhalb des Beckens floß sanft der Fluß vorbei. Jakob war im Glück, er verbrachte die ganze Zeit damit, Schneebatzen von den Steinen am Rand des Beckens ins Wasser zu werfen und zu testen, wie schnell sie schmelzen, je nach Größe. Es waren nicht viele Leute da, wir hatten das ganze große Becken lange Zeit für uns alleine. Zeitweise war auch eine nette Mutter mit ihren zwei Kindern da, die Jakob bei der Schneebeschaffung assistierten, dann aber leider gingen und sich auch von den gebieterischen Gesten, mit denen er sie wieder ins Becken zitieren wollte, nicht aufhalten ließen. Ihn selbst mußte ich nach über einer Stunde unter lautem Protestgeschrei aus dem Becken tragen.
Danach haben wir auf einen Kaffee bei Paul Zimmermann und seiner Frau Akemi vorbeigeschaut, die ja in Hanamaki die "Backstube" betreiben, und dort höchst interessante Fakten über das angespannte Verhältnis zwischen Bären und Menschen in Japan gelernt - demnächst vielleicht mehr darüber.
Jakob war so geschafft von diesem ereignisreichen Tag, daß er noch bei Zimmermanns einnickte (vor sechs) und dann nahtlos in seinen Nachtschlaf hinein weiterschlief.

Und heute? Da man angesichts der Erderwärmung ja nicht weiß, ob und wann man je wieder soviel Schnee erlebt, sind wir heute nochmal richtig rodeln gegangen, an einem 1A-Hang am südlichen Ende Kitakamis. Eigentlich ja vor allem für Jakob. Der aber fand es besser, nur zuzuschauen, als selbst zu fahren - aber Thomas hatte einen Riesenspaß. Und außer uns war nur noch eine Mutter mit ihrem tollkühnen kleinen Sohn da, unglaublich, bei so einem Hang!

13 Januar 2007

 

Jetzt aber...

... legt der Winter richtig los.
Heute morgen lagen plötzlich zehn Zentimeter Schnee, über den Tag kamen noch ein paar dazu. Klar, daß es nach dem Frühstück gleich nach draußen ging. Hier rechts macht Jakob seine ersten Schritte in richtig tiefem Schnee - letztes Jahr war er ja noch zu klein, um in darin etwas anderes zu sehen als eine unheimliche, beim Krabbeln störende Masse.

Jetzt gefällt sie ihm aber. Zumal die Nachbarsmädchen auch alle draußen waren und sofort eine Schneeballschlacht nach dem Motto "Alle gegen Thomas" anzettelten - was Jakob auch gut fand: Er begriff auch gleich, wie man das spielt, und wenn auch seine etwas unförmigen Schneebatzen nicht sehr weit flogen, die Richtung stimmte schon mal.

Praktischerweise haben wir ja auch eine Schlittenstrecke direkt hinter dem Haus, das kleine Sträßchen, auf dem nur alle halbe Stunde mal ein Auto fährt. Das fehlende Gefälle muß halt durch Muskelkraft ersetzt werden - aber davon war ja genug vorhanden:

Midori-chan in voller Fahrt:

Dummerweise hatte Jakob sich in den Kopf gesetzt, daß alle blauen Schlitten seine sind: "Habn!! Bidde!"

Mit vielen guten Worten ließ er sich davon dann aber doch wieder abbringen und sich sogar vor dieselbigen spannen, wie man sieht.


12 Januar 2007

 

Wieder mal: Japanische Gefahren

Also, daß man beim Drachensteigenlassen aufpassen sollte, daß der Drachen nicht in eine Stromleitung gerät, gilt ja auf der ganzen Welt.
Aber daß man beim Schnee-vom-Dach-Schippen auf tiefhängende Kabel achten muß, und davor in einem Faltblatt der Stromfirma noch extra gewarnt wird, gibt es, glaube ich, wirklich nur in Japan.

Es sind diese kleinen Dinge, die dieses Land so exotisch machen.

 

Wir haben jetzt Skype

Bisher dachte ich ja, wer braucht denn so einen Quatsch, wo es doch Telefon gibt.
Nach den ersten gratis-online-Telefonaten in hervorragender Tonqualität würde ich nun aber sagen: Absolut genial, schön blöd und selbst schuld, wer das nicht nutzt.

 

Verschwendung, oder?

Hier sieht man das unserem Haus am nächsten gelegene konbini. "Konbini" nennt man auf Japanischenglisch die sogenannten convenience stores, Bequemlichkeitsläden, die es hier alle paar hundert Meter gibt, und in denen man rund um die Uhr alles mögliche kaufen kann (von der vergessenen Milch fürs Frühstück über Socken bis zu Batterien). Man kann aber nicht nur einkaufen, sondern auch Rechnungen bezahlen, kopieren und faxen, Pakete verschicken, Geld abheben und allerhand mehr, schon praktisch. Sie sind aus dem täglichen Leben hier nicht wegzudenken, ihre Zahl nimmt stetig zu. Und sie sind innen alle genau gleich (wobei unserer aber spiegelverkehrt zu dieser Abbildung ist):
Und nun wird dieses Konbini - obwohl noch gut in Schuß - komplett neu gebaut, auf dem hinter dem ursprünglichen Gebäude gelegenen Parkplatz; der vorne gelegene alte Laden wird dann abgerissen. Nicht, daß das neue Gebäude größer wäre oder sonstwie anders, auch neue Parkplätze entstehen dadurch nicht.
Versteh' das einer, ich jedenfalls nicht.

 

Heute mal was anderes: Bush und der Irak

Ich weiß, im Internet gesammelte Unterschriften haben nur einen bedingten Wirkungsgrad, aber hier habe ich dann doch mitgemacht, nachdem ich diese E-mail von moveon.org bekommen hatte, einer großen liberalen Demokratiebewegung aus den Vereinigten Staaten:

"Dear friends,
just when we thought the war in Iraq couldn't get any worse—it has. Last night, President Bush rejected reality, spurned the American people's verdict, and announced his new policy: military escalation in Iraq.
The newly elected United States Congress has the power to stop this madness, but it's critical to show immediate, unified opposition from the international community.So MoveOn is helping launch Avaaz, a new international partnership to mobilize progressive global voices.
We're starting with an emergency worldwide petition to the U.S. Congress and a powerful full-page ad in "Roll Call"—the Washington DC newspaper read by every member of Congress and their staff.Click below to see the ad and sign the petition:
http://www.avaaz.org/en/iraq_campaign_jan_2007/
After years of failed occupation, it's clear to everyone but George Bush that the US cannot solve this civil conflict through force. As Bush's own top military advisors and commanders in the field have said, sending tens of thousands more American troops will only fan the flames of this war.
World opinion matters: The American people understand the US can't police the globe by itself. That's why, before the original invasion, Bush worked so hard to promote the involvement of Tony Blair and a few other select world leaders to win over reluctant members of Congress.Today, Bush stands completely alone—but it's our job to bring this point home in Washington. The ad in Roll Call highlights Tony Blair's decision to withdraw troops in direct opposition to Bush's proposed escalation. And the petition will help show where the global public stands.
The Bush administration is already twisting arms and doing everything it can to push this escalation through. Congress may yet find the courage to resist—if we help them—but there's no time to lose.
Add your name to the petition. Spread the word to your friends. The Iraq crisis is a global problem.
Together we have the power, and the responsibility, to help change course.

Sincerely,
Eli Pariser MoveOn.org Political Action
January 11, 2006"

Vielleicht unterschreiben ja noch ein paar von Euch.


11 Januar 2007

 

So geht's auch

Ich war so stolz auf mein Brot von neulich, daß ich es gleich nochmal gebacken habe, zumal das erste sehr schnell aufgegessen war - diesmal aber mit der doppelten Menge des ursprünglichen Rezeptes (was problemlos geht, ohne die Geh- und Backzeit zu verändern). Außerdem habe ich zwei Achtel Vollkornweizenmehl und ein Achtel Roggenmehl genommen, ging auch gut und schmeckt noch etwas kräftiger.
Aber keine Angst, das wird jetzt hier kein Kochblog; nur war es dieses Brot wirklich wert, der Welt vorgestellt zu werden.

 

Einsamer Wanderer im Schneetreiben

Jakob auf dem Weg zu seiner Babysitterin Mika.
Heute morgen konnte er es wieder mal kaum erwarten, da hinzukommen, deshalb hat er es nicht ausgehalten, bis sie ihn abholen kam, sondern wollte unbedingt schon alleine los, es gab kein Halten mehr.
Sein Ungeduld stellte sich dann auch als berechtigt heraus, denn es war noch eine andere Freundin von Mikas kleiner Tochter da, und sie haben alle zusammen auf Schönste zwei Stunden lang getobt und getollt.
Wenn er doch nur ebenso gerne in seinen Kindergarten ginge.



10 Januar 2007

 

Jakob findet das auch merkwürdig

..., daß sich Leute am hellen Tag, angezogen und in der Öffentlichkeit ins Bett legen!

Am Wochenende waren wir mal wieder ausführlich im Onsen.
Dort gibt es stets mein Lieblingsfotomotiv: Nach dem Baden entspannt schlummernde Japaner, hier noch dazu dick zugedeckt mit allerhand Decken und Jacken, obwohl der Boden mollig warm beheizt ist.


08 Januar 2007

 

The best bread ever (das man als Laie ohne großen Aufwand hinkriegt)

Eigentlich vermissen wir ja hier in Japan so gut wie nichts mehr an den aus Europa gewohnten Lebensmitteln, für so gut wie alles ist inzwischen eine Quelle gefunden.

Bis auf Brot; da gibt's nirgends so richtig gutes; entweder sehr teuer und nur sporadisch in einer einzigen Bäckerei in Kitakami, oder umständlich und nicht frisch per Internet, oder sehr teuer in Tokyo (24.000 Y für die Fahrt hin und zurück). Und das etwas schwere Vollkornbrot, das ich sonst backe, mag man auch nicht jeden Tag essen.
Deshalb habe ich mich jetzt endlich mal aufgerafft und ein Rezept nachgebacken, das nach einem ersten Auftauchen in der New York Times seit Wochen durch sämtliche Kochblogs der Welt geistert. Es geht um ein Brot, das man gar nicht kneten, dafür aber 18 (bis 24) Stunden gehen lassen muß, kinderleicht.
Und war mit dem Resultat sehr zufrieden.
Ist es nicht schön geworden?
Und es schmeckt wirklich so gut, wie es aussieht, herzhaft, mit einer schön knackigen Kruste.
Hier gibt es das Rezept mit Gramm-Angaben statt der blöden amerikanischen "cups".
Itadakimasu!

07 Januar 2007

 

Regenwasserrecycling

Obwohl es jetzt schon tagelang sintflutartig regnet, haben wir doch noch einen Artikel aus dem Internet im Hinterkopf, den Thomas vor einer Weile gelesen hat, und der besagte, daß auch Japan in Zukunft ein Wasserproblem haben wird.
Deshalb nutzen wir jetzt das in großen Mengen anfallende Regenwasser für die Toilettenspülung - und Jakob ist damit betraut, es dort hinzubringen. Eine Aufgabe, die er sehr ernst nimmt, so verantwortungsvolle Aufträge führt er ja immer gerne aus.


Und wenn es nicht regnet, dann holt er eben das Wasser aus übriggebliebenen Pfützen.

 

Noch ein Neujahrsessen

Nachdem meine eigene Küche nicht immer zufriedenstellende Resultate hervorbringt (siehe gestern), war es nicht unwillkommen, daß wir heute mal wieder auswärts zum Mittagessen eingeladen waren, diesmal bei einem netten älteren Ehepaar, das ganz in der Nähe wohnt. Sie lernt Deutsch und hat uns deshalb ganz am Anfang mal in der Straße angesprochen; seither gehe ich gelegentlich nachmittags auf ein Stündchen bei ihnen vorbei und wir machen ein wenig gemischte deutsch-japanische Konversation. Sie haben einen großen Garten mit einem eigenen Brunnen und bauen dort so ziemlich alles an, was hier wächst: Hühner haben sie auch, eine hübsche kleine einheimische Rasse. Außerdem töpfert er, was das Zeug hält, und macht Sake selbst, sie malt. Und alles, was es heute zu essen gab, war selbst geräuchert, selbst eingelegt, selbst gekocht oder sonstwie selbst gemacht. Es gab die typischen Neujahrsgerichte, osechi ryori, bei denen fast jedes Element eine sympolische Bedeutung hat. Und dazu jede Menge mochi, (selbstgemachte!) Reisklöße bzw. -fladen: mochi mit süßem roten Bohnenmus, mochi mit süßer grüner Sojabohnenpaste, mochi in süßer Paste aus schwarzem Sesam, mochi mit süßer Walnußsauce, mochi in Butter und Sojasace gebraten, mochi in Misosuppe. Da haben alle guten Vorsätze, sich dieses Jahr beim Essen zurückzuhalten, nichts genützt. Thomas mußte dazu noch die Hälfte des selbstgebrauten Sakes (in der großen Flasche!) mittrinken - er hat sich tapfer gehalten!
Jakob fühlt sich hier schon seit unseren allerersten Besuchen wie zuhause; es ist ein geräumiges, helles Haus, in dem es dank guter Isolierung und dreifachverglaster (!) Fenster immer gemütlich warm ist, und er darf überall herumrennen, alles machen, und wird von den beiden immer überaus liebevoll behandelt. So war es denn auch wieder ein sehr netter, entspannter Nachmittag, an dem uns nur unsere übervollen Bäuche ein wenig unangenehm drückten.


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