28 Februar 2006
Was ist denn das???
Auf den ersten Blick nichts Besonderes, die hier so beliebten Massagesessel eben, die soviel kosten wie ein (billiges) Auto und soviel Platz brauchen wie ein Bett, und die sich trotzdem viele Leute in ihre für unsere Begriffe schon recht engen Wohnungen stellen.
Aber da unten, da ist doch noch was anderes:
Auch nicht ganz billig, trotz zinsloser Ratenzahlung. Aber was ist es? Trainingsgerät für daheim für Rodeoprofis? Pferdeersatz für kleine Mädchen? Hilfsgerät zur Wirbelsäulen-, Beckenboden- oder Bauchgymnastik?
Ich werde mich erkundigen.
Jakob
Hier nun ein paar Sätze darüber, wie sich unser Nachwuchs in letzter Zeit so macht. Ein Jahr und sieben Monate ist er ja jetzt alt, Laufen kann er inzwischen auch, wie man sieht , nach langer Pause wachsen ihm jetzt zusätzlich zu den ersten vier auch gleich etliche neue Zähne auf einmal.
Er fröhliches, ausgeglichenes Kind, liebt Bagger, Autos, Mädchen und Tiere. Was die Mädchen betrifft, so brauchen bloß einige Schlüsselreize vorhanden zu sein (rosa Jacke oder Pulli und dunkler Pferdeschwanz; so sieht seine Freundin Midori meistens aus), so wird unverzüglich die Kontaktaufnahme in die Wege geleitet. Seine Lieblingsworte sind hierbei ein lautes "daii!" oder ein freches "gagaa!" - manchmal klappt's, und die kommt und sagt "Kawaii!", manchmal nicht.
Auch eine ganze Menge andere Worte kann er schon, natürlich Auto, Bagger (worunter auch große Autos, Lastwagen, Traktoren und alle Arten von Baumaschinen fallen), leckerlecker, Ei, Butta (Butter, Käse, Tofu, Brot). Dann kommen so entzückende - für Elternohren - Kreationen hinzu wie Apeti (Apfel), Guga (Katze), lalla (leer), Okoko (Zug und Flugzeug). Und sogar japanisch kann er schon ein bißchen: atsui (heiß), doko-doko (wo?) und ala (vom japanischen Ausruf des Erstaunens, "are" ). Wahrscheinlich auch noch allerhand mehr, das wir mangeles eigener Sprachkenntnisse gar nicht als Worte identifizieren. Wir sind natürlich schwer stolz und freuen uns jeden Tag aufs Neue über ihn.
"Feld des heißen Wassers"
Per Anzeigetafel werden die Abfahrtszeiten der Züge bekanntgegeben, so daß man seinen nicht verpaßt, wenn man im heißen Wasser liegt.
Auch ein berühmtes Onsen mit heißem Sand gibt es, da wird man bis zum Hals eingegraben. Dort waren wir aber nicht, sondern in einem kleinen Bad außerhalb der Stadt - wie klein das Becken selbst war, sah man leider erst beim Reinkommen, kaum größer als eine Badewanne nämlich. Da saß ich dann Knie an Knie mit Jakob und vier anderen Damen. Das Wasser war sehr heiß, 45°C, entspannen tut man sich da erst hinterher - Jakob z.B., in dem er er hinterher auf dem Parkplatz fröhliche Runden dreht.
All das heiße Wasser nutzt den Leuten im Winter aber auch nix, die Stadt war - auch jetzt noch - meterhoch zugeschneit. Deshalb ist sogar bei vielen Häusern das Erdgeschoß aus Beton, damit es nicht einfach weggedrückt wird.
Beängstigend, oder? Was müssen diese Leute sich auf den Frühling freuen!
Dank des ganzen Schnees kamen wir aber dann noch in den Genuß eines Spektakels, das vor allem Jakob sehr beeindruckt hat: Mehrere große gelbe Lastwagen ("Bbbaggger!") waren nämlich den ganzen Nachmittag über in großer Eile unterwegs, um den im Stadtzentrum angesammelten Schnee einen steilen Abhang donnernd in den Fluß zu kippen.
Dort treibt er dann seinem Ende entgegen und sieht aus wie grauer Streuselkuchen.
Trotzdem waren wir abends froh, wieder zuhause in Kitakami zu sein, wo der Restschnee schon auf lumpige zwanzig Zentimeter zusammengesackt ist und die Luft schon fast nach Frühling riecht.
22 Februar 2006
radfahren ...
... ist momentan in kitakami noch etwas schwierig. aber nicht mehr lange, wenn es so weitertaut (heute 11°C).
21 Februar 2006
schwäne in iwate noch gesund
zuerst fuhren wir zu einem tempel in der nähe, um dort den neujahrsglücksbringer, den man hier zum jahreswechsel an die haustür hängt, zu entsorgen:
man legt ihn vor einem speziellen kleinen schrein in eine kiste, wirft einen geldstück in den bereitstehenden kasten, läutet die glocke, und bittet darum, daß das neue jahr genauso gut sein möge wie das alte.
danach gibt man am hauptschrein noch ein kleines geldopfer (5-yen-stücke sind die besten, 1-yen-münzen gehen auch, 10-yen-stücke dagegen sind "dame", verboten. dann klatscht man zweimal in die hände, um die götter auf sich aufmerksam zu machen, verbeugt sich zweimal, läutet an der großen glocke und bittet noch einmal um ein gutes neues jahr. da kann ja nichts mehr schiefgehen.
danach waren wir dann an einem halb zugefrorenen see im süden kitakamis, an dem tausende zugvögel aus dem norden den winter verbringen. obwohl es auch in japan schon fälle von vogelgrippe gab, ist hier die welt wohl noch in ordnung und alles getier erfreut sich bester gesundheit. was an sich erstaunlich ist, denn das futter, mit dem die viecher den winter überdauern, ist in erster linie das hier übliche schneeweiße wattetoastbrot, das die bevölkerung kitakamis in großen mengen an die vögel verfüttert. nix mit haferflocken und eingeweichtem getreide, das bei uns zur fütterung von wasservögeln, wenn es denn schon sein muß, empfohlen wird.
beliebtes ausflugsziel für die ganze familie
dachlawine
vorher:
nachher:
schade.
18 Februar 2006
back in japan
so schnell kann's gehen - ein bißchen am globus gedreht, und schon sind wir wieder zuhause, seit gut einer woche inzwischen.
wobei es diesmal, ganz im gegensatz zur hinreise, tatsächlich fast so einfach war. ein lange zeit schlafendes kind (abflug war zu seiner normalen schlafenszeit), ein halbleeres, pünktlich landendes flugzeug, pünktliche züge und praktische anschlüsse machten es möglich.
so waren wir abends um halb sieben auf dem tokyoter hauptbahnhof,
drei stunden später dann zurück in kitakami, wo der schnee sich immer noch häufte und es auch schon wieder schneite.
seither hat wieder der normale alltag einzug gehalten, der einzig von jakobs immer noch ein bißchen gestörtem tagesrhythmus durchbrochen wird. mal wacht er um fünf uhr morgens auf und schläft trotzdem erst abends um zehn ein, mal schläft er bis zehn und geht trotzdem schon um acht ins bett. mal macht er einen mittagsschlaf von drei stunden, mal gar keinen. aber das wird sich schon wieder einpendeln.
auch das wetter ist momentan ein bißchen durcheinander. am sonntag nach unserer ankunft hatte es tagsüber minus 10°C, am nächsten tag wehte schon ein frühlingslüftchen bei plus 10°C, das tauwasser plätscherte von den dächern und dicke eisschneebrocken stürzten hinterher. man muß wirklich aufpassen, regelmäßig werden hier leute davon erschlagen. jetzt hoffen alle insgeheim auf den frühling, wohl wissend, daß es noch viel zu früh dafür ist und er noch lange nicht kommen wird.
und hier noch ein kleiner rückblick zu jakobs neuer freundin auf der schwäbischen alb - die sich auch auf den frühling freut.
06 Februar 2006
der winter in kitakami - absolut schneesicher
und das wohl noch bis weit in den märz hinein, sagen die leute.
(man beachte das kabelgewirr auf dem zweiten photo - alle leitungen verlaufen hier oberirdisch.)
05 Februar 2006
reisetip
http://eeto.org/2005/11/reisen/mit-der-transsibirischen-eisenbahn-von-japan-nach-deutschland/
bzw. in der umgekehrten richtung.
dieser blog, http://eeto.org, ist übrigens der bisher beste über japan, den ich kenne.
"eeto" ist ein japanisches füllsel und bedeutet soviel wie "äh" oder "also".
a propos reise: der countdown läuft. noch dreieinhalb tage bis zur rückkehr ins ewige eis. wo es immer noch schneit und immer noch regelmäßig die dusche einfriert, laut thomas' schilderungen.
der koffer ist schon gepackt und wird morgen vom db-flughafenservice (bzw. hermes-versand in dessen auftrag) abgeholt und direkt zum richtigen terminal im frankfurter flughafen gebracht. perfekt, wie in japan. dort reist fast niemand mit seinem koffer, der wird immer schon vorausgeschickt. allerdings kann man sich fast auf die stunde genau aussuchen, wann er abgeholt werden soll. anstatt wie hier dann halt "zwischen 8 und 17 uhr" zuhause sein zu müssen.
in japan kam es einmal dazu, daß wir schon ein paar stunden vor der abholung abreisen mußten -"stellen Sie die koffer doch einfach vor die haustür", riet die dame mit größter selbstverständlichkeit. taten wir also, und siehe, das gepäck war tatsächlich am flughafen. wobei man fairerweise sagen muß, daß ich hier in meersburg wohl auch einen koffer vor der haustür stehen lassen könnte, ohne fürchten zu müssen, daß er wegkommt.