26 April 2006

 

Zufrieden

Gestern und heute habe ich allerhand geschafft: Einen Flug nach Osaka gebucht, ein neues Sparbuch beantragt und bekommen und mit dem Auto zur Frühjahrsinspektion und Reifenwechsel gewesen. Alles allein und auf japanisch, wohlgemerkt, bin entsprechend zufrieden mit mir!

Die Dreiviertelstunde beim Toyota-Händler war wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Nicht, daß ich generell viel Erfahrung mit Autohändlern hätte, aber so wie hier ist es anderswo bestimmt nicht:

Man kommt rein, gleich kommt jemand angehastet, um einen mindestens so zu empfangen, als wolle man das neueste Luxusmodell kaufen. Aber selbst, wenn man nur die Inspektion in Auftrag gibt, wird man aufs Höflichste in die Wartezone gebeten und bekommt von einer jungen Dame im dunklen Kostüm ein von der Karte zu wählendes Getränk serviert. Eine sehr großzügige Kinderspielecke gibt es auch, mit Schaukel und Rutsche und allerhand buntem Plastikkram, Jakob hat sich auf Beste amüsiert, er wurde immer aufgedrehter.
Hier ein Bild, das aus dem letzten April stammt, als wir das Auto gekauft haben. Hatte heute leider die Kamera nicht dabei.

Als er allerdings gemerkt hat, daß überall bunte Automodelle in Schaukästen herumstehen, mit denen er nicht spielen durfte, war's vorbei mit der guten Laune. Und leider bekamen wir auch keines davon geschenkt, wie ich heimlich spekuliert hatte. Dazu waren wir dann wohl doch nicht bedeutend genug als Kunden. Aber dann war auch alles schon fertig. Und gewaschen und gestaubsaugt hatten sie den Wagen auch; hatte ich ein schlechtes Gewissen, wegen des ganzen Kinderkrams und der Massen von Kekskrümeln, die sich seit der letzten Inspektion angesammelt hatten. Und obwohl die Inspektion nur 2000 Yen gekostet hat, geleitete uns der Kundendienstler aufs Zuvorkommendste hinaus, wartete strammstehend, bis Kind und ich eingestiegen und festgeschnallt waren und verbeugte sich beim Wegfahren, als hätte ich soeben mehrere Millionen Yen bei ihm gelassen. König Kunde halt.
Innerlich gelobte ich mir deshalb natürlich, falls ich je in die Lage kommen sollte, ein neues teures Auto zu kaufen, muß es ein Toyota sein.

Danach waren wir dann noch im Supermarkt, und haben da gleich das nächste Beispiel für "Sabissu" (Service) angetroffen, das mich immer wieder verblüfft:
Wenn die Kassiererin die Preise der Waren einscannt, stapelt sie diese aus dem ersten fein säuberlich in einen zweiten Einkaufskorb um, den sie dann selbst zu dem großzügig mit den verschiedensten Einpackmaterialien ausgestatteten Einpacktisch (auch so ein japanisches Service-Phänomen) hinüberwuchtet. Dazu muß sie aus ihrer Kassenbucht heraus und insgesamt mindestens je zehn Schritte hin und zurück machen - während es für den Kunden selbst höchstens fünf wären. Ich habe da immer wieder so ein schlechtes Gewissen.

Noch mehr sabissu gab's dann im Bioladen, wo eine Verkäuferin, die Jakob sehr ins Herz geschlossen hat, ihn immer auf dem Arm herumträgt oder draußen spazierenführt, während ich drinnen in Ruhe einkaufe. Sehr bequem.

Und zum Schluß an der Tankstelle bekamen wir noch den Aschenbecher gelehrt, die eh schon sauberen Scheiben gewischt, einen feuchten Lappen gereicht, um innen Staub zu wischen, und beim Wegfahren verbeugte sich schon wieder das ganze Personal und rief laut Danke. Japan ist halt wirklich ein Dienstleistungsland


Comments:
Liebe Julia, immer wieder köstlich Deine Erlebnisse!!
Liebe Grüße aus Bielefeld, Gregor
 
Lieber Gregor, Du hier? Na sowas! Hast Du meine mail wg. KLassentreffen im Juli bekommen? Kommst Du?
Liebe Grüße,
Julia
 
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