02 Januar 2006

 

kampai - prosit neujahr!

schon zwei tage ist es jetzt alt, das neue jahr, und an beiden waren wir bei leuten zum mittagessen eingeladen. es gab jeweils die traditionellen kalten neujahrs-speisen: verschiedene gemüse, auf bestimmte weise kombiniert und zubereitet, sashimi und sushi, und spezielle neujahrs-mochi. mochi sind eine art kuchen aus gestampftem klebreis, die man zu neujahr entweder auf dem ofen röstet, wobei sie aufgehen; sie sind sehr zäh zu essen, wie ein großes kaugummi. man kann sie auch in eine würzige gemüsebrühe geben, dabei werden sie auch weich, aber nicht minder klebrig. ganz japan wartet jedes jahr wieder neugierig darauf, wieviel - meist alte - leute beim genuß dieser mochis daran ersticken ( was in den nachrichten berichtet wird).
neujahr ist hier so wichtig für die familie wie bei uns weihnachten: man kommt zusammen, ißt viel, trinkt viel, und geht entweder schon zu sylvester um mitternacht oder an einem der drei ersten tage des jahres (die auch feiertage sind) zum tempel oder schrein. dort für das neue jahr gebetet, man kann zahlreiche glücksbringer kaufen, oder auch eine art los mit dem perönlichen jahresorakel ziehen ("großes glück", "glück", "mittleres glück", "kein glück". und natürlich essen - da sehr viele leute zu neujahr zu den tempeln gehen, kommen auch jede menge mobile essensverkäufer mit ihren buden und wägen. damit nur niemand hungert.
ja, glücksbringer und gebete wird japan brauchen in den nächsten jahren: eine bekannte wahrsagerin hat der nation gestern im fernsehen vorausgesagt, daß "in dreißig jahren alle japaner flüchtlinge" sein werden. und auch schon für dieses angebrochene jahr scheinen allerhand größere katastrophen sich anzubahnen.
ein japanisches phänomen ist der kult um die neujahrskarten hier: sie sind ein gesellschaftliches muß. es gibt sie fertig vorgedruckt oder per computer selbst persönlich zu gestalten, dieses jahr vorzugsweise mit einem hundemotiv, denn 2006 ist das jahr des hundes. eine normale familie verschickt im schnitt 100 bis 200 davon. ab dem 1.1. dann werfen extra dafür eingestellte hilfspostboten dicke bündel in die briefkästen, die es schnell zu sichten gilt: denn wenn man von jemandem eine karte bekommen hat, dem man selbst keine geschickt hat, ist das sehr peinlich, und man muß das schnell nachholen. deshalb ist der run auf die postämter seit heute riesig. zum glück stecken wir noch nicht drin in dieser tretmühle: wir haben vier verschickt und bisher sechs bekommen - das ist noch zu bewältigen!
zu den derzeitigen schneeverhältnissen: in den letzten tagen hat es kaum geschneit, dafür taut es tagsüber und es bilden sich immer längere eiszapfen, die bedrohlich über der haustür hängen. beim versuch, sie vorhin mit einer schaufel abzuschlagen, ist mir einer auf den daumen gefallen - itai itai, aua aua, wenn das mal kein böses omen ist.
für morgen ist neuer schnee angesagt (http://www.jma.go.jp/en/yoho/204_telop_tomorrow.html), und immer noch sind die großen schneeschaufeln ausverkauft.

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