15 März 2007

 

Gewissensnöte

Wir haben ja eigentlich keine Haustiere, aber plötzlich kreucht und fleucht allerlei durch die Gegend. Nein, keine Sorge, keine Kakerlaken oder anderes Ungeziefer. Aber in und um die Pflanzen aus unserem "Garten", die den Winter über drin sein durften, hat sich allerlei Leben entwickelt.
Es fing an mit vielen kleinen grünen Raupen, die die immer weniger werdenden Blätter eines kleinen Buddleia-Strauches abfraßen. Ein paar davon setzte ich noch im Spätherbst draußen aus, ein paar verschwanden, und immerhin zwei verpuppten sich und wurden letzte Woche zu Nachtfaltern. Was tun mit denen? Rauslassen geht nicht, es gibt ja noch nichts Grünes draußen, nur Schnee. Also fliegen sie jetzt nächtens im oberen Stockwerk rum und fressen Zuckerwasser, das ich ihnen hinstelle.
Dann kam gestern aus einem der Töpfe eine kleine schwarze Nacktschnecke - ich weiß nicht, wovon sie die letzten vier Monate gelebt hat. Sie habe ich nun mit einem Blatt Chinakohl gefüttert, an dem, weil bio, dann just wieder eine dicke grüne Raupe saß, die ich ja nun auch nicht raus auf den Komposthaufen bringen und sich selbst überlassen kann, wie sonst, weil dort noch ein halber Meter Schnee liegt. Also müssen die beiden wohl oder übel auch vorerst noch drin bleiben.
Und zu allem Überfluß fängt nun ein schöner kleiner Zierahorn an, kräftig auszutreiben. Gewitzt, wie die Natur nun einmal ist, hat sie auf ihm in festen grauen Winterschutzkapseln und fast völlig unsichtbar dicke Blattlauslarven überwintern lassen. Und wie auf Kommando sind diese nun gleichzeitig mit dem Austreiben der ersten Blättchen alle ausgeschlüpft, schlagen sich den Bauch an den aufsteigenden Zuckersäften voll und bringen gleichzeitig, gebärmaschinengleich, hunderte winzige Blattlausjunge zur Welt. Da hört aber sogar meine Tierliebe auf und ich habe heute ein schreckliches, klebriges Gemetzel angerichtet.
Jetzt hoffe ich nur, daß es bald mal Frühling wird und diese ganze Flora und Fauna wieder nach draußen verschwindet und für sich selbst sorgt.

Comments:
Ganz so sehr wie Du, kümmere ich mich nun nicht um Insekten. Aber doch jedes Jahr rette ich mal eine Hummel, die im Herbst vor Kälte starr im Garten am Boden liegt. Ich schiebe unter ihren Rüssel dann ein Blättchen mit verdünntem Honig, sie beginnt dann immer gleich zu saugen. Dann trage ich sie auf einem Blättchen in die Sonne. Und nach kurzer Zeit fliegt sie weg. Wir können uns die Hände reichen.
 
Kommentar veröffentlichen



<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?