26 Juni 2006

 

Hungrige heilige Hirsche

Am Wochenende war Thomas auf einer Konferenz in Nara, und weil es das letzte gemeinsame WE vor Jakobs und meiner Abreise nach Deutschland (am Donnerstag) war, sind wir einfach mitgefahren. Bzw. geflogen.
Nara ist eine alte Stadt, war im ersten Jahrtausend sogar eine Zeitlang Japans erste Hauptstadt, und rühmt sich heute, die größte Buddhafigur Japans (oder der Welt?) und das größte Holzgebäude der Welt zu haben (das, in dem der Buddha sitzt). Haben wir uns natürlich angeschaut, aber das Photo vom Buddha ist nix geworden. Außerdem gibt es Dutzende wirklich großartiger Tempel und Schreine, von denen die meisten in einem riesigen Park verstreut liegen, der einen beträchtlichen Teil des Stadtgebiets einnimmt. Der ist überhaupt das Schönste an Nara; man kann den ganzen Tag darin verbringen, was vor allem bei den derzeit herrschenden Temperaturen angenehm ist, und hat immer noch nicht alles gesehen. Im Osten geht das Parkgelände nahtlos über in wunderbar naturnah bewaldete Berge.
Und in diesem Park wimmelt es von eigentlich wilden, aber sehr zahmen Hirschen! Sie wurden früher als Boten eines der Shinto-Götter verehrt, wer einen tötete, wurde selbst umgebracht. Nachdem zweiten Weltkrieg gab es nur noch siebzig, inzwischen sind es Hunderte, wenn nicht Tausende, sie sind das Maskottchen der Stadt und streifen in kleinen Rudeln in diesem großen Park frei umher. Überall kann man spezielle Cracker kaufen - zu einem gesalzenen Preis, aber man kauft sie natürlich trotzdem - , die die Viecher einem dann fast aus der Hand reißen. Man verzeiht es ihnen, sie sind einfach so anmutig und hübsch.
Jakob fand's toll, ich auch! Wenn sie gerade nicht gefüttert werden, weiden sie das Gras ab, so daß die Stadt beträchtliche Ausgaben zur Rasenpflege spart. Oder sie rotten sich an den Keksverkaufsstellen zusammen und warten auf den nächsten Käufer (links). Und in den ganz heißen Mittagsstunden liegen sie herum, erholen sich von ihrem anstrengenden Leben in diesem heißen Sommerklima und sehen malerisch aus.






Nachdem wir etliche hundert Yen in die Hirschernährung investiert hatten, wanderten Jakob und ich (Thomas saß in der Konferenz) etliche Kilometer durch diesen prächtigen Park. Zum Glück hatte Jakob sein derzeitiges Lieblingsschäufelchen mit ins Gepäck schmuggeln können, es leistete ihm hervorragende Dienste und war überall dabei.


Außerdem haben wir einen hübschen kleinen botanischen Garten besucht, in allerhand malerischen Cafés gesessen, wunderbare Steinlaternen gesehen, Karpfen gefüttert, die genau so gierig waren wie die Hirsche (das spezielle Futter dafür konnte man auch kaufen, genauso wie das für die heiligen Schildkröten eines anderen Teiches; alles sehr praktisch und geschäftstüchtig organisiert!).
Japan wie aus dem Bilderbuch. Ganz zu schweigen von den Tempeln, von denen ich vor Übersättigung gar keine Bilder mehr gemacht habe.


Außer diesem Park hat Nara aber auch ein wunderbares altes Viertel mit engen Gassen, klassischen alten Holzhäusern und verwinkelten Gärten. Hier waren wir dann am nächsten Tag mit Thomas unterwegs, wobei uns dann aber leider die derzeit herrschende Regenzeit einholte. Und leider waren dann die Kamera-Akkus leer, weshalb ich die schönsten Häuser gar nicht mehr fotografieren konnte.



Und was gab es sonst noch?
Ein Hotelzimmer mit Paradeblick auf Bahnhof und Großbaustelle (mit jeder Menge Bagger ) - das war mindestens so spannend wie die Hirsche




Als Rarität in Japan (gibt es so gut wie nirgends - man muß seinen Müll fast immer mit nach Hause nehmen und dort entsorgen) außerdem öffentliche Abfalleimer - in hochaktuellem Look. Sage niemand, Japan sei nicht im WM-Fieber!

So, und jetzt erst mal tschüß, bis demnächst aus Deutschland!





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