31 Dezember 2005
was bisher geschah I
es wird allerhöchste zeit mich endlich mal zu melden, zumal wir seit einigen wochen zuhause internet haben (bei einem hiesigen provider mit dem dubiosen namen plala, der eher klingt wie ein afrikanischer friseursalon, daher die seltsame mail-adresse). aber wie das so ist mit haushalt und kind und so, man kommt halt zu nix, die zeit zerfließt einem zwischen den fingern.
aber uns geht's richtig gut hier in nordjapan (von dem viele sagen, das sei das "echte japan"). wir haben ein nettes kleines haus, mit genug platz für uns und wirklich jede menge platz für gäste (wir haben auch schon gästefutons und -decken angeschafft!).
die ersten wochen waren hart, es war den ganzen april noch richtig kalt, z.t. mit schnee; die häuser hier sind ausgesprochen windig gebaut: ein holzgerüst mit einer plastikverschalung drumrum und einem plastikdach drauf, fertig. ohne jegliche isolierung. gegenüber baut einer (alleine!) gerade ein neues, dem unseren identisches häuschen zusammen, sehr interessant. und weil die wände so dünn sind, gilt bei den häusern die formel außen- = innentemperatur, was bei morgendlichen 5 grad im april ziemlich frisch ist. an den nächsten winter darf ich gar nicht enken. "the houses here are built for summer", hat mir neulich jemand erklärt - finde ich iemlich vermessen in einer region, in der 6 monate bitterkalter winter herrscht! na ja, man kann auf den vielen schnee hoffen, der von außen zusätzlich ein bißchen isoliert. unangenehm ist diese ganze kälte aber eigentlich erst deshalb, weil es keine installierten heizungen gibt. manche heizen hier einfach mit ihren klimaanlagen (die man angeblich unbedingt braucht in den heißen sommern - ich bin gespannt, das läßt hoffen!). die meisten heizen mit kleinen kerosinöfchen, die in der einfachen ausführung ihre brennluft von innen nehmen und ihre nach flughafen riechenden abgase ebenfalls ins wohnzimmer blasen; für die besseren bohrt man ein loch durch die dünne plastikwand, dann stinkts halt draußen nach flughafen. allen ist aber gemeinsam, daß es, wenn man sie ausschaltet, in drei minuten wieder so kalt ist wie ungeheizt.
ich schreibe das in dieser ausführlichkeit, weil es mich wirklich beeindruckt, daß ein so hochmodernes land wie japan ein so primitives heizungssystem hat! (reden wir jetzt mal gar nicht von den waschmaschinen, die nur mit kaltem wasser und entsprechend scharfem waschmittel waschen!).
aber jetzt, wo es tatsächlich sommer ist, sind die häuser wunderbar, licht und hell, man kann überall schiebetüren aufmachen, der laue wind weht hindurch, und das windglöckchen bimmelt leise. (bei den über 30°C mit 80 % luftfeuchtigkeit, die im moment herrschen - und das wohl einen großteil des sommers! -, nützen auch schiebetüren und windglöckchen nicht mehr viel.)
inzwischen ist es alles endlich richtig wohnlich, unsere aus deutschland verschickten sachen sind nach knapp zwei monaten, in denen wir z.t. ganz schön improvisieren mußten, auch angekommen (incl. der leicht demolierten fahrräder), jetzt haben wir wieder ein richtiges uhause. auf die zwei meter, die außenrum zum haus gehören, haben wir allerhand blumenkästen und pflanzen gestellt, es ist ein richtiges kleines gärtchen geworden, eine raupe und ein kleiner laubfrosch wohnen auch schon darin. und thomas schafft immer neue steine heran, um daraus einen japanischen steingarten zu kreieren.
wir wohnen hier in einer netten, ruhigen wohngegend, durchsetzt von großen gemüsegärten, in denen krummgeschaffte alte leutchen tagaus, tagein werkeln und dutzende varianten von gemüsen und unzählige verschiedene zwiebelgewächse anbauen, und einigen reisfeldern, in die jetzt das wasser eingelassen wurde und in die sofort heerscharen von fröschen eingewandert sind, die jetzt tag und nacht wundervoll quaken. die leute hier würden sich wahrscheinlich wundern, wenn man ihnen erzählte, daß es in deutschland welche gibt, die vor gericht ziehen, weil der nachbar einen quakenden frosch in seinem gartenteich hat.
a propos, die leute hier: sie sind sehr freundlich und nett zu uns; vor allem jakob ist überall der star. wo wir auch auftauchen, heißt es "kawaaaaiiii!" (süüüüüüß!) und er wird umringt vor allem von entzückten damen, die sein helles haar und seine großen blauen augen bestaunen. wir überlegen schon, verschiedene tarife einzuführen - 100 yen für gucken, 500 für streicheln und 1000 für auf den arm nehmen. es gibt nämlich kaum ausländer hier, und noch weniger ausländische babys.
mittlerweile kann ich auch schon auf japanisch sagen, daß er elf monate alt ist, jakob heißt und wir aus deutschland sind, aber dann hört es auch schon auf, was enttäuschend ist. nichts schlimmeres, als sich nicht verständlich machen zu können! seit ein paar wochen habe ich deshalb zweimal wöchentlich japanisch-einzelunterricht, um diesen zustand zu ändern. den obwohl mir thomas versichert hatte, daß in japan JEDER englisch und sogar viele deutsch oder andere sprachen sprechen, spricht hier so gut wie niemand englisch, nicht mal ärzte oder sonstige gebildete bevölkerungsgruppen aber schon jetzt, trotz meiner rudimentären japanischkenntnissen, nimmt unser bekanntenkreis in den letzten wochen stetig zu. es fing an mit ein paar von thomas' kollegen, die sehr nett sind und sich am anfang rührend um uns gekümmert haben. dann gibt es eine internationale vereinigung, bei deren kirschblütenfest wir waren. zwar nur kurz, da es vielleicht 5 grad celsius und einen eisigen wind hatte, aber selbst das hat gereicht, um eine menge leute kennenzulernen; z.b. ein älteres japanisches ehepaar, die beide dreißig jahre in deutschland gelebt haben, sie haben uns schon zu einem opulenten essen eingeladen, weitere aktivitäten sind in planung, und ich habe sie für jakob als die erhofften japanischen leihgroßelteren im visier. sie spielt außerdem im symphonieorchester von kitakami cello, und hat mir schon eine leihgeige organisiert (meine liegt noch in ffm) - und seit ein paar wochen spiele ich auch mit, so schnell kann's gehen.
dann gibt es eine schwangere polin und eine junge russin mit einer knapp zweijährigen tochter, mit den beiden bin ich viel unterwegs, z.b. in den wunderbaren heißen quellen, die es hier in den umliegenden hügeln und bergen gibt. dann allerhand als englischlehrer arbeitende der bedarf ist groß, siehe oben! - brasilianer, kanadier, peruaner, neuseeländer bzw. -innen, also eine, kleine, aber überraschend bunt gemischte truppe mit außerordentlich kosmopolitischen lebensläufen, und alle kennen sich untereinander (da muß man aufpassen, daß man sich gut benimmt, denn alle wissen sofort alles).
noch mehr vielversprechende (na ja, aus elternsicht halt!) sozialkontakte mit "echten" japanern ergeben sich über jakob - wir sind schon bei einem "baby circle", so einer art krabbelgruppe, demnächst kommt babyschwimmen dazu, und wer weiß was noch alles.
was richtig spaß macht, ist, das hiesige essen zu entdecken; es gibt unzähliges gemüse und grünzeug, was unsereiner noch nie gesehen hat und an das man sich so nach und nach rantastet, viel falsch machen kann man damit auch nicht, alles muß einfach kurz gedünstet werden, fertig. allerdings gibt es noch große, schwertlilienförmige blätter, die ebenfalls in der lebensmittelabteilung verkauft werden, die man aber nicht ißt, sondern ins abendliche bad legt, damit es schön aussieht und weil es glück bringt (hallo afrika!). da muß man halt aufpassen, daß man die nicht aus versehen in den salat schnippelt.
wenn einen dann mal das heimweh packt, dann gibt es aber auch alles, was man braucht, sogar einen importsupermarkt mit ritter-sport- schokolade und sauerkraut. und dann gibt es noch ein paar highlights, die uns doch erstaunt haben: eine original französische patisserie incl. französischem kellner, die einem japaner gehört, der lange im elsaß patissier gelernt hat, und der hier törtchen und kuchen produziert, daß einem wirklich die augen und das wasser im mund übergehen. dazu kann man milchkaffee trinken, auf der terrasse in der sonne sitzen und mit dem kellner plaudern, großartig. es gibt auch ein französisches restaurant, und zwei kleine bäckereien, die wunderbare baguettes, croissants und sogar vollkornbrot backen und wo man beim teigkneten zugucken kann. hätte ich hier nicht erwartet. schon gar nicht, wenn man das brot anschaut, das die meisten japaner essen: ein mächtiges schneeweißes toastbrot, von dem man einen ganzen laib zwischen den fingern auf drei zentimeter dicke zusammendrücken kann.
ach ja, zu kitakami selbst wollte ich ja noch was schreiben: keine schöne stadt eigentlich. eine weitläufige ansammlung von straßen und supermärkten, die an amerikanische vorstädte erinnert und in der man sich überwiegend per auto fortbewegt (was sich aber jetzt ändern wird, nachdem unsere räder incl. sitzchen für jakob angekommen sind). sie liegt in einer hauptsächlich zum reisanbau genutzten ebene zwischen zwei bergketten, etliche reisfelder sind im stadtgebiet noch übrig und sehen jetzt. wo sie geflutet und bepflanzt sind und langsam grün werden, malerisch aus. zwei wildschäumende bergflüsse, bei kajakfahrern und anglern berühmt, durchfliessen sie, und an deren ufer liegt auch einer von den angeblich drei schönsten plätzen nordjapans zum kirschblüte gucken. also ein paar landschaftliche highlights hat's schon. ganz zu schweigen von den bergen, die traumhaft schön sind.
skifahren kann man, keine 30 km weg von kitakami, bis weit in den april, und daran schließt sich nahtlos die onsen- (heisse quellen) saison an, wo man bei vielen wunderbar malerisch draußen sitzen kann, schön im heißen wassser, während flüsse und wälder rauschen.
thomas grummelt immer schon, wenn er nach seinen 11 stunden labor nach hause kommt und hört, was ich wieder alles schönes gemacht habe.
und die i-tüpfelchen der landschaft sind die erdbeben, von denen wir auch schon einige kleinere hatten; ein unheimliches gefühl, wenn diese ruhige, weitläufige ebene einem plötzlich unter den füßen wackelt, manchmal viele sekunden lang. aber es ist keine besonders gefährdete gegend, im gegensatz zu tokyo, wo ein großes beben statistisch schon lange überfällig ist und mit großer sorge erwartet wird (eine schöne website hierzu, wo jeder kleine wackler sofort kommentiert wird: http://www.jma.go.jp/JMA_HP/en/quake/ )
aber uns geht's richtig gut hier in nordjapan (von dem viele sagen, das sei das "echte japan"). wir haben ein nettes kleines haus, mit genug platz für uns und wirklich jede menge platz für gäste (wir haben auch schon gästefutons und -decken angeschafft!).
die ersten wochen waren hart, es war den ganzen april noch richtig kalt, z.t. mit schnee; die häuser hier sind ausgesprochen windig gebaut: ein holzgerüst mit einer plastikverschalung drumrum und einem plastikdach drauf, fertig. ohne jegliche isolierung. gegenüber baut einer (alleine!) gerade ein neues, dem unseren identisches häuschen zusammen, sehr interessant. und weil die wände so dünn sind, gilt bei den häusern die formel außen- = innentemperatur, was bei morgendlichen 5 grad im april ziemlich frisch ist. an den nächsten winter darf ich gar nicht enken. "the houses here are built for summer", hat mir neulich jemand erklärt - finde ich iemlich vermessen in einer region, in der 6 monate bitterkalter winter herrscht! na ja, man kann auf den vielen schnee hoffen, der von außen zusätzlich ein bißchen isoliert. unangenehm ist diese ganze kälte aber eigentlich erst deshalb, weil es keine installierten heizungen gibt. manche heizen hier einfach mit ihren klimaanlagen (die man angeblich unbedingt braucht in den heißen sommern - ich bin gespannt, das läßt hoffen!). die meisten heizen mit kleinen kerosinöfchen, die in der einfachen ausführung ihre brennluft von innen nehmen und ihre nach flughafen riechenden abgase ebenfalls ins wohnzimmer blasen; für die besseren bohrt man ein loch durch die dünne plastikwand, dann stinkts halt draußen nach flughafen. allen ist aber gemeinsam, daß es, wenn man sie ausschaltet, in drei minuten wieder so kalt ist wie ungeheizt.
ich schreibe das in dieser ausführlichkeit, weil es mich wirklich beeindruckt, daß ein so hochmodernes land wie japan ein so primitives heizungssystem hat! (reden wir jetzt mal gar nicht von den waschmaschinen, die nur mit kaltem wasser und entsprechend scharfem waschmittel waschen!).
aber jetzt, wo es tatsächlich sommer ist, sind die häuser wunderbar, licht und hell, man kann überall schiebetüren aufmachen, der laue wind weht hindurch, und das windglöckchen bimmelt leise. (bei den über 30°C mit 80 % luftfeuchtigkeit, die im moment herrschen - und das wohl einen großteil des sommers! -, nützen auch schiebetüren und windglöckchen nicht mehr viel.)
inzwischen ist es alles endlich richtig wohnlich, unsere aus deutschland verschickten sachen sind nach knapp zwei monaten, in denen wir z.t. ganz schön improvisieren mußten, auch angekommen (incl. der leicht demolierten fahrräder), jetzt haben wir wieder ein richtiges uhause. auf die zwei meter, die außenrum zum haus gehören, haben wir allerhand blumenkästen und pflanzen gestellt, es ist ein richtiges kleines gärtchen geworden, eine raupe und ein kleiner laubfrosch wohnen auch schon darin. und thomas schafft immer neue steine heran, um daraus einen japanischen steingarten zu kreieren.
wir wohnen hier in einer netten, ruhigen wohngegend, durchsetzt von großen gemüsegärten, in denen krummgeschaffte alte leutchen tagaus, tagein werkeln und dutzende varianten von gemüsen und unzählige verschiedene zwiebelgewächse anbauen, und einigen reisfeldern, in die jetzt das wasser eingelassen wurde und in die sofort heerscharen von fröschen eingewandert sind, die jetzt tag und nacht wundervoll quaken. die leute hier würden sich wahrscheinlich wundern, wenn man ihnen erzählte, daß es in deutschland welche gibt, die vor gericht ziehen, weil der nachbar einen quakenden frosch in seinem gartenteich hat.
a propos, die leute hier: sie sind sehr freundlich und nett zu uns; vor allem jakob ist überall der star. wo wir auch auftauchen, heißt es "kawaaaaiiii!" (süüüüüüß!) und er wird umringt vor allem von entzückten damen, die sein helles haar und seine großen blauen augen bestaunen. wir überlegen schon, verschiedene tarife einzuführen - 100 yen für gucken, 500 für streicheln und 1000 für auf den arm nehmen. es gibt nämlich kaum ausländer hier, und noch weniger ausländische babys.
mittlerweile kann ich auch schon auf japanisch sagen, daß er elf monate alt ist, jakob heißt und wir aus deutschland sind, aber dann hört es auch schon auf, was enttäuschend ist. nichts schlimmeres, als sich nicht verständlich machen zu können! seit ein paar wochen habe ich deshalb zweimal wöchentlich japanisch-einzelunterricht, um diesen zustand zu ändern. den obwohl mir thomas versichert hatte, daß in japan JEDER englisch und sogar viele deutsch oder andere sprachen sprechen, spricht hier so gut wie niemand englisch, nicht mal ärzte oder sonstige gebildete bevölkerungsgruppen aber schon jetzt, trotz meiner rudimentären japanischkenntnissen, nimmt unser bekanntenkreis in den letzten wochen stetig zu. es fing an mit ein paar von thomas' kollegen, die sehr nett sind und sich am anfang rührend um uns gekümmert haben. dann gibt es eine internationale vereinigung, bei deren kirschblütenfest wir waren. zwar nur kurz, da es vielleicht 5 grad celsius und einen eisigen wind hatte, aber selbst das hat gereicht, um eine menge leute kennenzulernen; z.b. ein älteres japanisches ehepaar, die beide dreißig jahre in deutschland gelebt haben, sie haben uns schon zu einem opulenten essen eingeladen, weitere aktivitäten sind in planung, und ich habe sie für jakob als die erhofften japanischen leihgroßelteren im visier. sie spielt außerdem im symphonieorchester von kitakami cello, und hat mir schon eine leihgeige organisiert (meine liegt noch in ffm) - und seit ein paar wochen spiele ich auch mit, so schnell kann's gehen.
dann gibt es eine schwangere polin und eine junge russin mit einer knapp zweijährigen tochter, mit den beiden bin ich viel unterwegs, z.b. in den wunderbaren heißen quellen, die es hier in den umliegenden hügeln und bergen gibt. dann allerhand als englischlehrer arbeitende der bedarf ist groß, siehe oben! - brasilianer, kanadier, peruaner, neuseeländer bzw. -innen, also eine, kleine, aber überraschend bunt gemischte truppe mit außerordentlich kosmopolitischen lebensläufen, und alle kennen sich untereinander (da muß man aufpassen, daß man sich gut benimmt, denn alle wissen sofort alles).
noch mehr vielversprechende (na ja, aus elternsicht halt!) sozialkontakte mit "echten" japanern ergeben sich über jakob - wir sind schon bei einem "baby circle", so einer art krabbelgruppe, demnächst kommt babyschwimmen dazu, und wer weiß was noch alles.
was richtig spaß macht, ist, das hiesige essen zu entdecken; es gibt unzähliges gemüse und grünzeug, was unsereiner noch nie gesehen hat und an das man sich so nach und nach rantastet, viel falsch machen kann man damit auch nicht, alles muß einfach kurz gedünstet werden, fertig. allerdings gibt es noch große, schwertlilienförmige blätter, die ebenfalls in der lebensmittelabteilung verkauft werden, die man aber nicht ißt, sondern ins abendliche bad legt, damit es schön aussieht und weil es glück bringt (hallo afrika!). da muß man halt aufpassen, daß man die nicht aus versehen in den salat schnippelt.
wenn einen dann mal das heimweh packt, dann gibt es aber auch alles, was man braucht, sogar einen importsupermarkt mit ritter-sport- schokolade und sauerkraut. und dann gibt es noch ein paar highlights, die uns doch erstaunt haben: eine original französische patisserie incl. französischem kellner, die einem japaner gehört, der lange im elsaß patissier gelernt hat, und der hier törtchen und kuchen produziert, daß einem wirklich die augen und das wasser im mund übergehen. dazu kann man milchkaffee trinken, auf der terrasse in der sonne sitzen und mit dem kellner plaudern, großartig. es gibt auch ein französisches restaurant, und zwei kleine bäckereien, die wunderbare baguettes, croissants und sogar vollkornbrot backen und wo man beim teigkneten zugucken kann. hätte ich hier nicht erwartet. schon gar nicht, wenn man das brot anschaut, das die meisten japaner essen: ein mächtiges schneeweißes toastbrot, von dem man einen ganzen laib zwischen den fingern auf drei zentimeter dicke zusammendrücken kann.
ach ja, zu kitakami selbst wollte ich ja noch was schreiben: keine schöne stadt eigentlich. eine weitläufige ansammlung von straßen und supermärkten, die an amerikanische vorstädte erinnert und in der man sich überwiegend per auto fortbewegt (was sich aber jetzt ändern wird, nachdem unsere räder incl. sitzchen für jakob angekommen sind). sie liegt in einer hauptsächlich zum reisanbau genutzten ebene zwischen zwei bergketten, etliche reisfelder sind im stadtgebiet noch übrig und sehen jetzt. wo sie geflutet und bepflanzt sind und langsam grün werden, malerisch aus. zwei wildschäumende bergflüsse, bei kajakfahrern und anglern berühmt, durchfliessen sie, und an deren ufer liegt auch einer von den angeblich drei schönsten plätzen nordjapans zum kirschblüte gucken. also ein paar landschaftliche highlights hat's schon. ganz zu schweigen von den bergen, die traumhaft schön sind.
skifahren kann man, keine 30 km weg von kitakami, bis weit in den april, und daran schließt sich nahtlos die onsen- (heisse quellen) saison an, wo man bei vielen wunderbar malerisch draußen sitzen kann, schön im heißen wassser, während flüsse und wälder rauschen.
thomas grummelt immer schon, wenn er nach seinen 11 stunden labor nach hause kommt und hört, was ich wieder alles schönes gemacht habe.
und die i-tüpfelchen der landschaft sind die erdbeben, von denen wir auch schon einige kleinere hatten; ein unheimliches gefühl, wenn diese ruhige, weitläufige ebene einem plötzlich unter den füßen wackelt, manchmal viele sekunden lang. aber es ist keine besonders gefährdete gegend, im gegensatz zu tokyo, wo ein großes beben statistisch schon lange überfällig ist und mit großer sorge erwartet wird (eine schöne website hierzu, wo jeder kleine wackler sofort kommentiert wird: http://www.jma.go.jp/JMA_HP/en/quake/ )